Fotogra­fieren, wie geht es richtig?

Top Dive Magazin Fotografieren - Wie es richtig geht

Liebe Mittaucher,
stellen Sie sich bitte einmal folgendes Szenario vor:

Ein normaler Tag. Sie sind ganz entspannt zuhause und machen dort, was sie zuhause auch immer so machen mögen. Vielleicht putzen Sie gerade, oder Essen, oder, oder… Auf einmal erscheint, wie aus dem Nichts, ein Meter-großes Geschöpf vor ihrem Fenster. Die Luft bebt und es donnert ab und an. Als wäre das nicht genug, versucht das riesige Geschöpf Sie mit einem Stick aus ihrem Haus zu schubsen. Bekommt es dies nicht so hin, wie es das möchte, entsteht ein mächtiges Blitzlichtgewitter um Sie herum und Sie wissen vor Angst und wachsenden Schmerzen an den Augen nicht mehr wo Sie hinsollen. Panik breitet sich aus…

So in etwa muss ein Unterwasserlebewesen das empfinden, wenn wir Taucher versuchen es zu fotografieren. So wie wir unser Zuhause an Land haben, haben viele Lebewesen ihres Unterwassers. Und so wenig wie wir Menschen so etwas erleben und empfinden wollen, wollen das die Lebewesen, die Unterwasser zuhause sind. Denken Sie nicht?

Grundsätzlich kennen wir es als Taucher alle: Unterwasserfotografen. Und grundsätzlich haben wir es wahrscheinlich auch alle schon miterlebt: Fotografen, die sich vordrängeln und so lange fotografieren bis es für die anderen Taucher nichts mehr zu sehen gibt. Fotografen die schlecht austariert sind und Sand mit Ihren Flossen aufwirbeln und dabei sogar manchmal Korallen kaputt machen. Fotografen die absichtlich Korallen abbrechen, weil man sonst das Tier nicht gut auf dem Foto sehen kann. Ein Fotograf als Tauch-Buddy: pauschal erstmal ein Alptraum. Frage ein professioneller Dive-Guide und die Liste, was beim Fotografieren Unterwasser alles so passieren kann, wird noch länger.
Man kann schon sagen, dass Fotografen mit eines der größten Ärgernisse sind, die man Unterwasser so erleben kann. Mir, und ich denke ich bin nicht die Einzige, tun die Tiere immer leid, die so geärgert werden. Vor allem nachts. Dies ist zum Beispiel auch einer der Gründe warum ich persönlich keine Nachttauchgänge mache.

Aber ich möchte auch nicht jeden Fotografen weltweit verurteilen. Es gibt mit Sicherheit Taucher, die vorsichtig fotografieren. Sie halten Abstand und sehen zu, dass nichts kaputt geht. Leider, außer in seltenen Fällen, ist es dann auch des Öfteren so, dass die meisten Bilder dann nicht sehr schön werden: alles blau, der Fisch zu klein usw. Das sorgt dann dafür das diese Taucher obenstehendes Verhalten entwickeln. Denn der Mensch strebt danach alles perfekt zu machen, oft leider, ohne die Konsequenzen hierbei zu bedenken.

Aber wie mache ich es dann richtig? Wie kann ich schöne Bilder Unterwasser machen und dabei auf das dort bestehende Ökosystem, die dort lebenden Tiere und meine Mittaucher achten?
Nun, als Erstes: lernen Sie richtig zu Tarieren. Belegen Sie ein Tarierungsspecialty und üben sie solange an einer Stelle, wo man nichts kaputt machen kann, bis man beim Fotografieren auch tarieren kann. Solange Sie das nicht perfekt beherrschen, sollten Sie im Meer keine Kamera in die Hand nehmen. Ich würde auch sagen: wenn Sie noch keine 200 Tauchgänge gemacht haben, bleibt die Kamera zuhause. Tauchen Sie erstmal und lernen alles kennen, sammeln Erfahrungen etc. bevor Sie fotografieren.

Das eigentliche fotografieren ist normalerweise einfach. Hier ist z.B. auch das Fotografiespeciatly von Robert Stoß sehr hilfreich:

  1. Wenn Sie perfekt tariert sind., stellen Sie ihre Kamera auf Automatik.
  2. Näher dran
  3. Näher dran

und zum Schluss: näher dran. UND, yippie, schönes Foto!

WICHTIG hierbei ist, dass Sie gut tariert sind. Das ist fast die ganze Miete. Natürlich ist es auch in Ordnung mal mit Blitz zu fotografieren. Aber keine 20 Bilder. Sie haben Ihre Chance auf 2-3 gute Bilder und dann sollten Sie so oder so Platz machen, dass auch Ihre Mittaucher schauen können. Wenn sich jeder hieran halten würde, wäre es für alle angenehmer. Für Mensch und auch vor allem für das Tier.

Wenn Sie also mehr über das eigentliche fotografieren lernen möchten, dann empfehle ich auf jeden Fall ein Fotografiespecialty, nachdem Sie das Tarierungsspecialty gemacht haben. Hier kann man zum einen auch das Tarieren nochmal üben und zum anderen lernt man einige Techniken, um zu fotografieren.

Folgendes wird in einem solchen Kurs behandelt:
„Einstieg in die digitale UW-Fotografie“

  • Die digitale Fotoausrüstung
  • Der Einsatz eines digitalen Kamerasystems
  • Digitales Fotografieren unter Wasser
  • Die Gestaltung der Aufnahme
  • Die digitale Bildbearbeitung