Für uns Taucher ist die Lunge natürlich mit das wichtigste Organ. Daher sollte mit der ersten Tauchtauglichkeit die Lunge eines Tauchers eingehend überprüft werden. Dies erfolgt im Regelfall durch eine ausführliche Anamnese, eine gründliche körperliche Untersuchung und die Durchführung eines Lungenfunktionstests. Fallen hierbei Besonderheiten auf, ist eine weitere Abklärung erforderlich. Dies geschieht durch eine bildgebende Diagnostik wie z. B. die Anfertigung eines Röntgenbildes oder besser noch eines Feinschicht-CTs. Da diese Untersuchungen mit einer nicht unerheblichen Strahlenbelastung verbunden sind, ist es nicht empfehlenswert, diese ohne Verdacht auf das Vorliegen einer Lungenerkrankung durchzuführen.
Was versteht man unter einer COPD?
Die Abkürzung COPD steht für den englischen Begriff chronic obstructive pulmonary disease. Übersetzt ins Deutsche bedeutet dies „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“. Eine COPD beschreibt eine dauerhafte Lungenerkrankung an der weltweit etwa 14 Prozent aller Menschen erkrankt sind. Typische Anzeichen einer COPD sind Atembeschwerden, häufiges Husten, Auswurf und eine eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit.
Man unterteilt die COPD in vier Schweregrade. Während die Stadien I und II der Erkrankung noch gut behandelbar und reversibel sind, ist ab einem Stadium III aufgrund ausgeprägter Lungenveränderungen nicht mehr mit einer Regeneration des Lungengewebes zu rechnen. Eine Tauchtauglichkeit besteht dann im Regelfall nicht mehr.
Wie entsteht eine COPD oder ein Lungenemphysem?
Die Gründe, warum jemand an einer COPD oder einem bullösen Lungenemphysem erkrankt, sind vielfältig. Verantwortlich ist in der Regel eine langanhaltende Schadstoffbelastung, z. B. langjähriges Einatmen von Schadstoffen (Tabakrauch, Silikate, Fein- und Quarzstaub).
Eine COPD könnte also auch begünstigt werden, wenn man als Kind viele Jahre neben einem Kohlekraftwerk ohne Filter gelebt hat. Der größte Risikofaktor an einer COPD zu erkranken bleibt aber das Rauchen: Der Tabakgenuss wird für bis zu 90 Prozent aller Fälle verantwortlich gemacht und etwa jeder zweite ältere Raucher entwickelt eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Das Risiko steigt mit der Menge des Tabakkonsums, auch Passivraucher haben ein deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko. Ebenso können eine seit langem bestehende Asthmaerkrankung oder Virusinfektionen im Verlauf zur Entwicklung einer COPD führen. Ein weitaus seltener Auslöser ist ein bestimmter Gendefekt, der sogenannte Alpha-1-Antitrypsinmangel.
Durch die verschiedenen Schadstoffe oder körpereigene Enzyme (beim Alpha-1-Antitrypsin-Mangel) kommt es im Verlauf zu entzündlichen Veränderungen des Lungengewebes. Die darauffolgende Ansammlung von weißen Blutkörperchen setzt weitere Enzyme frei. Es kommt zu einer Auflösung der feinwandigen Alveolen. Verschmelzen im weiteren Verlauf mehrere kleine Alveolarbläschen zu einer großen Blase, spricht man von einer Emphysemblase. Diese Blasen können zusätzlichen Druck auf die Bronchiolen (kleine Bronchien) ausüben, die dann während der Ausatemphase kollabieren. Die Luft kann nicht mehr aus den Alveolen entweichen und man spricht von „gefangener Luft“ (im Englischen „trapped air“).
Beim nächsten Einatmen kann es aufgrund der gefangenen Luft zu einer Überdehnung der Alveolen und Bronchiolen kommen. Diese Überdehnung hat zur Folge, dass die Alveolen zerstört werden und sich große, für den Gasaustausch untaugliche Emphysembläschen bilden. Im Extremfall werden aus vorher funktionstüchtigen Lungenbläschen große funktionslose „Emphysemblasen“ und man spricht von einem bullösen Lungenemphysem.
Weiterhin inaktivieren Sauerstoffradikale das sogenannte Alpha-1-Antitrypsin, das normalerweise die schädigenden Enzyme inaktiviert. Diese Enzyme schädigen sukzessive das Lungengewebe, was einen Verlust von Blutgefäßen und dadurch einen gestörten Gasaustausch zur Folge hat. Letztendlich verliert die Lunge ihre Elastizität und die enthaltene Luft kann nicht mehr vollständig entweichen, es kommt zu einer chronischen Überblähung der Lunge. Beim Vorliegen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung sind dann auch die größeren Bronchien dauerhaft verengt.
Emphysemblasen entstehen vor allem in den oberen Lungenabschnitten. Klinisch ist ein bullöses Lungenemphysem häufig inapparent. Als erstes Symptom bemerken manche Menschen zunächst nur eine Belastungsdyspnoe (man bekommt z. B. beim Sport oder beim Treppensteigen nicht mehr ausreichend Luft), ein spontaner Pneumothorax (Lungenriss) kann Folge dieser Erkrankung sein.
Ein Lungenemphysem entsteht in der Regel also auf Basis einer COPD und kann auch als Sonderform einer fortgeschrittenen COPD verstanden werden. Erstes Anzeichen für eine COPD ist häufig eine einfache chronische Bronchitis. Hierbei steht Husten mit Auswurf im Vordergrund. Eine körperliche Leistungseinschränkung finden wir in diesem Stadium häufig noch nicht, da die Lungenbronchien noch nicht verengt sind. Dieses Stadium ist noch reversibel, wenn man die auslösenden Giftstoffe konsequent meidet. Kommt es im weiteren Verlauf zu einer Verengung der Bronchien sind diese Veränderungen aber häufig von Dauer.
Ein Beitrag von aquamed
Rothe C et al. Empfehlungen zur Malariaprophylaxe. Flug u. Reisemed 2019; 26:105-13