Heimische Seen bieten Blubbermöglichkeiten en masse. Ob als Urlaubsersatz oder fürs kurze Tagesabtauchen: Wer Quallen, Piratenschiffe oder meterlange Ungetüme bestaunen will, ist im Rheinland und seiner Umgebung genau richtig. Und wer einmal im kölschen Quallensee von Medusen umschwärmt wurde, den zieht nichts mehr in den Südpazifik. Nur die Wassertemperatur vielleicht. Aber dafür gibt’s ja Heizwesten…
Fotogene Quallen wabern durch den Jelly Fish Lake in Palau und damit 21 Flugstunden vom Dive4Life im Rheinland entfernt. Das dürfte für einen Kurztrip etwas weit sein, und von der Ökobilanz wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen. Aber, ach: Das Gute liegt doch so viel näher! Durch den Fühlinger See, Freunde des jecken Gewässers in Köln dürfen ihn selbstverständlich auch „Fühli“ nennen, glibbern ebenfalls Tausende Quallen. Der friedfertigen Art. Und da darf man sogar tauchen. Wer will also nach Palau, wenn er nach Köln-Seeberg kann? Eben. Im Fühlinger See tummelt sich die Crème de la Crème des deutschen Gewässergetiers und macht dem heimlichen Herrscher Walter ihre flossenschlagende Aufwartung. Walter, seines Zeichens stattlicher Wels mit einem Gardemaß von rund zwei Metern, zeigt sich gnädigerweise auch dem Tauchvolke immer mal wieder und erfreut sich angeblich über verdutzte Gesichter angesichts plötzlicher Verdunkelung, wenn er sich aus dem Hinterhalt der Unterwasservegetation vor des Tauchers Maske schiebt.
Im Fühlinger See schwimmen die üblichen Verdächtigen wie Barsche und kapitale Hechte durch Wasserpflanzen-Arrangements, die sich kein Innenarchitekt schöner hätte ausdenken können. Dazu gibt’s Aale, fast immer gute Sicht – was Seentaucher halt unter guter Sicht verstehen – und vor allem: Mit dem „Blackfoot Beach“ und der Tauchbasis „Blue Marlin“ eine komplette Taucher-Infrastruktur. Es lohnt sich aber auch, nichttauchende Freunde mitzubringen. Die stehen dort nämlich nicht genervt auf einem Parkplatz rum und quengeln, dass doch ein Tauchgang auf jeden Fall reichen müsse, sondern steigen im Hochseilgarten auf 20 Meter auf, während die Taucher im Fühli auf 17 Meter absteigen. Danach gönnen sich alle zusammen ein Päuschen im Strandbad und freuen sich, dass sie in Köln statt in Palau gelandet sind. Isso!
Wracktauchen direkt „umme Ecke“
Neben dem Fühlinger See gehört Gut Widdauen, der Widdauer See, zu den Favoriten der Dive4Life-Crew und zu den Top-Plätzen für die Tauch-Ausbildung. Der Haussee, Widdauen II, ist ebenfalls „direkt umme Ecke“ in Langenfeld. Selbstredend sind die Tauchlehrer dort per Du mit Barschen, Hechten und weiteren Flossen- oder Scherenkollegen, die betont lässig an Übungs-Plattformen vorbeischwimmen und die ersten Freiwasserversuche der Schüler beobachten. Beeindruckter geben sich die schuppigen Seebiester indes, wenn ihnen selbst unerwartet ein Taucher begegnet – zum Beispiel am versenkten Kajütboot in rund acht Meter Tiefe, wenn Specialty-Kursteilnehmer das Wracktauchen lernen. Einen Trabi gibt’s auch – und zwar nicht auf dem Parkplatz, außerdem allerlei für Tauchers Bespaßung versenktes Gedöns wie Kabeltrommeln und Verkehrsschilder. Langweilig wird’s wirklich nie am Haussee, in dem die Sicht übrigens fast immer richtig gut ist.
Erlebnis-Pädagogik für Taucher
Das dritte Lieblings-Tauchgewässer befindet sich im Ausland, allerdings im nicht ganz so fernen: Panheel in den Niederlanden ist ein Träumchen für alle, die es auch immer gerne ein bisschen albern mögen unter Wasser. Die Nachbarn jenseits der Grenze haben nämlich nicht nur einen etwas bräsig dreinschauenden Riesen-Minion versenkt, sondern beweisen generell viel Humor und haben ein Unterwasser-Ensemble aus Schreibtisch, Piratenboot und allerlei anderem Gedöns geschaffen, das sich mit Karte und Kompass wie ein Museums-Erlebnis-Pädagogik-Weg abtauchen lässt. Ein Trimm-dich-Pfad für Taucher sozusagen, und wer die Sache mit dem Kompasskurs nicht so richtig beherrscht, kommt auf jeden Fall an irgendeiner Sehenswürdigkeit an. Vielleicht nicht an der gesuchten, aber immerhin! Panheel liegt westlich von Roermond und ist von Siegburg aus in knapp anderthalb Stunden zu erreichen. cku