Tauchen kann jeder – oder doch nicht?

So manche Tauchschule wirbt mit dem Slogan „Tauchen lernen kann jeder!“ Das trifft auch für den Großteil aller Menschen zu, die sich für das wohl schönste Hobby zwischen Nordsee und Westpazifik interessieren. Jedenfalls dann, wenn es die Gesundheit zulässt. Aber worauf kommt es beim Tauchen an? Wir liefern dir die wichtigsten Antworten.

Warum nicht jeder tauchen kann und sollte

Es gibt kaum etwas Faszinierenderes, als schwerelos durch bunte Korallenriffe zu schweben, geheimnisvolle Wracks zu erkunden oder mit Haien zu schwimmen. Schön das Tauchen auch ist, so belastend ist es für unseren Körper. Immerhin bewegen wir uns in einem Medium, in dem wir nicht zuhause sind.

Anders als Fische können wir unter Wasser nicht atmen und auch der mit jedem Tiefenmeter zunehmende Druck macht uns zu schaffen. Einmal ganz von der wärmeentziehenden Eigenschaft des Wassers und der nicht unerheblichen körperlichen Anstrengung abgesehen. Es liegt also auf der Hand, dass jeder, der tauchen möchte, gewisse körperliche und auch geistige Voraussetzungen erfüllen muss, um Risiken zu minimieren und Tauchunfälle zu verhindern.

Aus diesem Grund ist eine Tauchtauglichkeitsprüfung vor dem Ablegen des Tauchscheins Pflicht. Eine regelmäßige Wiederholung ist Pflicht. Die beiden medizinischen Fachgesellschaften GPS und GTÜM empfehlen eine altersabhängige Wiederholung der Untersuchung nach dem folgenden Schema:

  • Kinder und Jugendliche unter 15 Jahre (jährlich)
  • Heranwachsende und Erwachsene von 16 bis 39 Jahren (alle 3 Jahre)
  • Erwachsene ab 39 Jahren (jährlich)

Was wird bei der Tauchtauglichkeitsuntersuchung geprüft?

Die Tauchtauglichkeitsuntersuchung ähnelt einer klassischen arbeitsmedizinischen Untersuchung, im Rahmen derer du auf deine Belastbarkeit untersucht wirst. Basis der Untersuchung für das Tauchen ist eine eingehende Befragung nach Vorerkrankungen, deinem Wohlbefinden sowie im Hinblick auf Ängste wie eine ausgeprägte Platzangst, die für dich Unterwasser gefährlich werden kann.

Durchgeführt wird die Untersuchung im Übrigen bei einem speziell dafür ausgebildeten Taucharzt. Anschließend folgt eine körperliche und neurologische Untersuchung. So werden etwa die Ohren samt Trommelfellen untersucht, was für den Druckausgleich im Wasser essenziell ist. Kern der Tauglichkeitsuntersuchung für das Tauchen ist eine Leistungs- und Funktionsprüfung der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems.

Hierzu kommt etwa ein Lungenfunktionstest zum Einsatz, bei dem u.a. das Lungenvolumen geprüft wird. Herzstück ist ein Ruhe- und Belastungs-EKG, um herauszufinden, ob dein Herz fit genug für die Belastung beim Tauchen ist. Während beim Ruhe-EKG deine Herzparameter in Ruhe gemessen werden, musst du beim Leistungs-EKG unter steigender Belastung Radfahren oder auf das Laufband. Ist bei der Untersuchung alles in Ordnung, kannst du problemlos tauchen. Befunde können die Tauchtauglichkeit zeitweise einschränken oder das Tauchen gänzlich unmöglich machen.

Wer nicht tauchen gehen sollte

Grundsätzlich gilt: Wer keinen Tauchschein hat, sollte nicht tauchen gehen. Aber das sollte eigentlich so klar sein, wie das Wasser vor den Seychellen. Es gibt jedoch auch einige Erkrankungen und körperliche Einschränkungen, mit denen du nicht tauchen gehen solltest. Dazu zählen unter anderem folgende Diagnosen:

  • Chronische Erkrankungen von Nebenhöhlen und Ohren
  • Trommelfelldefekte
  • Chronische Krampfanfälle
  • Epileptische Erkrankungen
  • Schweres Asthma / ausgeprägtes Anstrengungsasthma
  • Lungenerkrankungen, die die Lungenfunktion einschränken
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. Herzrhythmusstörungen)
  • Herzfehler

Auch die Psyche ist wichtig

Neben den körperlichen Faktoren kommen auch einige psychische Faktoren hinzu. Grundsätzlich solltest du dich vor dem Tauchen in einem psychisch stabilen Zustand befinden. Das gilt nicht nur für diagnostizierte psychologische Befunde, sondern auch für dein Wohlbefinden.

Prüfe daher vor jedem Tauchgang, ob du dich psychisch dazu in der Lage fühlst. Eine absolute Red Flag sind ausgeprägte Angststörungen wie Klaustrophobie. Gerade beim Durchtauchen von Wracks und Höhlen kann das durch eine Panikreaktion zu einer ernsthaften Gefahr werden. Aber hast du gewusst, dass auch Höhenangst ein Ausschlusskriterium für viele Tauchgänge sein kann?

Abgründe Unterwasser haben auf Personen, die unter Höhenangst leiden, eine ähnliche Wirkung wie große Höhe. Das Resultat Panik. Auch wer allgemein unter Panikattacken leidet, sollte besser nicht abtauchen. Gehe in keinem Fall ein Risiko ein und bespreche dich im Vorfeld mit einem Taucharzt, abhängig von der Ausprägung körperlicher und psychischer Befunde kann das Tauchen trotzdem unter bestimmten Bedingungen möglich sein.