Das Tauchen ist nicht nur für Erwachsene ein Heidenspaß. Gerade wer Kinder hat, möchte die Faszination für die Unterwasserwelt teilen und den Nachwuchs so schnell wie möglich an das Tauchen heranführen. Dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind. Tatsächlich ist für das Tauchen eine gewisse körperliche Reife unabdingbar, ansonsten kann es gefährlich werden.
Erfahre, was du beachten musst, bevor du mit deinen Kindern abtauchst.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
Auch, wenn unsere Kinder immer früher geistig heranreifen, ist dies bei der körperlichen Reife anders. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Vielmehr weisen die kindliche Anatomie und Physiologie einige Besonderheiten auf. Neben dem Längenwachstum und der stetigen Zunahme des Gewichts, betrifft das in erster Linie die Organsysteme, welche durch den Überdruck unter Wasser besonders stark beeinflusst sind. Dazu zählen die Lunge und die Bronchien, das Herz-Kreislauf-System und nicht zuletzt der Hals-Nasen-Ohrenbereich. Dementsprechend liegt bis zu einer adäquaten Ausprägung eine nur eingeschränkte Tauchfähigkeit vor.
Im HNO-System ist alles eine Nummer kleiner
Beim Tauchen spielt ein intaktes HNO-System eine entscheidende Rolle u.a. für den Druckausgleich. Ein Problem der kindlichen Anatomie besteht darin, dass auch die Eustachische Röhre kleiner ist und einen waagrechten Verlauf hat.
Das wiederum erschwert u.a. das Abfließen von Schleim und anderen Flüssigkeiten. Hierdurch kann es bei Kindern deutlich leichter zu Belüftungsstörungen im Mittelohr sowie zu Problemen mit dem Druckausgleich kommen. Dementsprechend ist das Risiko für ein Barotrauma bei Kindern bis zur Vollentwicklung des HNO-Trakts ab ca. dem 14. Lebensjahr erhöht.
Lunge und Herz-Kreislauf-System beachten
Das Kinderherz wächst mit seinen Aufgaben und natürlich mit der Körpergröße. Allgemein ist das Herz bei Heranwachsenden jedoch kleiner und schlägt mit einer höheren Frequenz, um den Körper ausreichend mit Blut und Sauerstoff zu versorgen. Die erhöhte Frequenz führt allerdings dazu, dass die Leistungsgrenzen beim Atmen schneller erreicht sind.
Dementsprechend sollte die Tauchzeit sowie die Zahl der Tauchgänge pro Tag limitiert sein.
Ein weiterer Risikofaktor für Kinder, die tauchen, ist das sogenannte „persistierende Foramen ovale“ (PFO). Dieses verschließt sich im Laufe der kindlichen Entwicklung, ist aber noch bei ca. 30 bis 50 Prozent aller Kinder bis zum 6. Lebensjahr vorhanden. Ein solches PFO kann das Risiko von Dekompressionserkrankungen sowie arteriellen Gasembolien erhöhen.
Auch die Psyche muss Beachtung finden
Auch die kindliche Psyche darf beim Tauchen nicht vernachlässigt werden. In der Regel entwickelt sich die psychische Reife parallel zum Lebensalter. Ausnahmen bestätigen hier allerdings die Regel, sodass Eltern immer im Einzelfall entscheiden sollten, ob ihre Kinder bereits reif für das Gerätetauchen sind. Eine typische Problemstellung ist das Abtauchen in ein unbekanntes Medium voller neuer Eindrücke. Viele Dinge können hier zu einer Angst- oder Panikreaktion führen. Das Spektrum reicht vom Blick in die Tiefe über Dunkelheit und Strömung, bis hin zu Begegnungen mit „unbekannten“ Tieren.
Eine Frage sollten sich Eltern immer stellen, bevor sie ihr Kind langsam an das Tauchen heranführen: Will mein Kind wirklich tauchen und woher kommt der Ansporn? Die Eltern sollten niemals die treibende Kraft sein. Immerhin kann ein schlechtes Erlebnis beim Tauchen in jungen Jahren dazu führen, dass ein Trauma entsteht, welches dieses wunderbare Hobby auch in Zukunft erschwert.
Checkliste für das Tauchen mit Kindern
- Vor dem ersten Tauchgang ist eine körperliche und psychische Untersuchung auf die Eignung zum Tauchen absolute Pflicht.
- Es sollte beim Tauchen eine kindgerechte Tauchausrüstung, wie z.B. ein geeigneter Lungenautomat, verwendet werden.
- Ein dickerer Neoprenanzug beugt bei Kindern Unterkühlungen vor. Shorties sind selbst in warmen Gewässern eher kritisch.
- Während eines Infekts oder einem abklingenden Infekt ist das Tauchen absolut tabu.
- Kinder sollten besonders langsam abtauchen, um die Gefahr eines Barotraumas zu minimieren.
- Auch eine verlangsamte Aufstiegszeit von 3 bis 5 Metern pro Minute sollte eingehalten werden.
- Grundsätzlich empfehlen Tauchmediziner das Tauchen mit Pressluft für Kinder erst ab dem 10. Lebensjahr.
- Die Tauchtiefe beim Tauchen sollte auf 10 bis 12 Meter begrenzt sein.
- Die maximale Tauchzeit liegt bei 30 Minuten sowie maximal einem Tauchgang pro Tag.