Steinbrüche

Wenn gelbe Flecken die Lausitz säumen, also der Raps in voller Blühte steht, wenn die prallen Rhododendronbüsche in ihrer bunten Vielfalt blühen und im Wasser die Kaulquappen zappeln, dann ist der Frühling bei uns eingekehrt . Das Wasser der Westlausitzer Steinbruchseen wird klarer und klarer, die warme Oberflächenschicht des Wassers nimmt zu. Mit Leichtigkeit gehen wir ins Wasser, bekleidet mit einem Neoprenanzug, Flossen, Maske und Schnorchel.

Ein kleiner Schups genügt und wir verlassen die Granitkante. Der felsige Untergrund ist klar zu sehen und am großen flachen Granitblock wimmeln die Kaulquappen der Erdkröten umher. Sie beweiden einen Grünalgenflaum.haben sie gerade alle vier Beine ausgebildet und verlieren ihre molchartigen Schwänze zum Schwimmen. Immer abends gehen die ersten Kröten und Frösche an Land, einem ungewissen und gefahrvollen Leben entgegen.
Über gerade einmal hüfttiefem Wasser sind zwischen Schilf, Binsen und Tausendblättern mehrere Fischgenerationen unterwegs. Die Jungfische dieses Frühjahrs sind zum Sommeranfang höchstens zwei bis drei Zentimeter lang. Sie haben vor vier Wochen noch von ihrem Dottersack gelebt und gerade mühsam Wasserflöhe jagen und fressen gelernt. Die Fischlein leben in riesigen, beinahe wolkenartigen Schwärmen zusammen. Schwärme, die wir Schnorchler mit vorsichtigen Armbewegungen zu einer gewünschten Position dirigieren können.
In denselben Krautbänken verbergen sich auch die um zehn Zentimeter großen Grashechte des Vorjahres. Diese Junghechte sind besonders gefräßig, aber nicht so sehr erfolgreich. Sie lernen noch. Mit ungeschickten Stößen und manchmal regelrechten Rollen schlagen sie in die Schwärme der ein. Die Hecht-Zwerge machen vergleichsweise selten Beute, oft spritzen allein die Jungfischwolken auseinander und der Minihecht schwebt erstaunt und ergebnislos im Treiben. Aber sie haben Ausdauer, die Grashechte.

Plötzlich ein hartes Platschen und ein Wasserschwall durchbricht die Stille. Die ersten Taucher sind dick eingehüllt ins Wasser gesprungen und beginnen ihren ersten Tauchgang im heimischen Steinruch. Wir können dem Pärchen eine ganze Weile nachblicken, bevor sie in der Dunkelheit verschwinden. Mystisch kommen ihre Blasen der Ausatemluft wie Quallen an uns vorbei gewabbelt. Die kleinen Fischlein irren auseinander, um sich nach kurzer Zeit wieder zu versammeln.
Wir können uns kaum losreißen von den sommerlichen Lichtspielen im See, von malerischen Bäumen mit Schleimalgen und großen Fischwolken, doch die Leichtigkeit hat ihren Preis: nach einer knappen Stunde „Naturbeobachtung light“ wird es langsam frisch. Natürlich hätten wir im Trocki länger bleiben können, aber: nie wären wir mit voller Ausrüstung so weit geschwommen und ebenso wenig wären so viele Fische zum Greifen nah bei uns geblieben. Ein Hoch auf das Schnorcheln mit ganz leichter Ausrüstung, versuchen Sie es mal wieder, es macht einfach glücklich.
Für die Bilder dieser kleinen Geschichte ist Falk Wieland und Cornelia Beyer für uns ins Wasser gestiegen.