Solo-Tauchen: Ja oder nein?

„Nie ohne meinen Buddy.“ So oder so ähnlich bekommt es jeder Tauch-Novize schon in den ersten Stunden des Taucherlebens eingeschärft. Nichtsdestotrotz ziehen es mittlerweile auch viele Freizeittaucher vor, allein in die Unterwasserwelt abzutauchen. Und tatsächlich gibt es dafür gute Argumente. Welche das sind, was gegen das Solo-Tauchen spricht und was du unbedingt beachten musst, erfährst du bei uns.

Solo-Tauchen – Was ist das ist das eigentlich?

Ganz klar, wer allein ins Wasser geht, ist ein Solo-Taucher, oder? Nein, ganz so einfach ist es nicht. Aber dazu müssen wir zunächst einmal etwas ausholen. Rein historisch betrachtet, ist das Solo-Tauchen die ursprüngliche Form des Tauchens. Schon lange, bevor es das Buddy-System überhaupt gab, gingen Perlen-, Schwamm- und Muscheltaucher allein ins Wasser.

Auch in der Gründerzeit des Tauchsports waren Solo-Tauchgänge die Regel. Heute versteht man unter dem Solo-Tauchen Tauchgänge, die eigenverantwortlich nicht im Buddy-System durchgeführt werden. Dabei ist kein weiterer Taucher in unmittelbarer Nähe des Solo-Tauchers, der im Notfall unmittelbar eingreifen könnte.

Einzeltauchgänge mit Leinensicherung oder Funkverbindung und Sicherungstaucher fallen ebenfalls nicht in die Kategorie des Solotauchens. Seit Ende der 1990er-Jahre bieten einige Tauchorganisationen sogar entsprechende Ausbildungen für Solo-Taucher an. Neben einem hohen Maß an Erfahrung und Selbstverantwortung benötigst du für das Solo-Tauchen jedoch auch zusätzliche Ausrüstung.

Ohne spezielle Ausbildung nicht zu empfehlen

Um die Sicherheit beim Tauchen trotz des fehlenden Tauch-Buddys zu maximieren, ist eine spezielle Ausbildung für Solo-Taucher notwendig. Im Fokus der Ausbildung stehen Themen wie die absolute körperliche Fitness, Tauchdisziplin und die Fähigkeit, für jede Tauchsituation jeweils die richtige Ausrüstung auszuwählen und diese mitzuführen.

Immerhin ist im Notfall keine Hilfe durch einen Tauchpartner oder Sicherungstaucher zu erwarten. Ein nicht minder wichtiger Ausbildungspunkt ist die Entwicklung planerischer und technischer Kompetenzen sowie die eingehende Risikoanalyse unter Nutzung der entsprechenden Ausrüstung. Das Herstellen von notwendigem Auftrieb im Notfall steht dabei ebenso auf dem Stundenplan wie der Zugriff auf den redundanten Atemluftvorrat, der Einsatz von farbcodierter Tauchbojen oder das eigenständige Befreien aus Netzen und anderen Unterwasserhindernissen.

Um einen solchen Lehrgang zu absolvieren setzen die Tauchorganisationen unterschiedliche Voraussetzungen voraus. Darunter unter anderem ein Mindestalter von 21 Jahren und ein Nachweis über fortgeschrittene Tauchkenntnisse z.B. durch eine „Advanced open water diver“-Qualifikation.

8 Gründe für das Solo-Tauchen

  • Das Buddy-System funktioniert nur, solange die Begleittaucher auch in der Lage sind Rettungstechniken anzuwenden.
  • Unerfahrene Taucher können im Notfall unter Umständen keine wirkungsvolle Hilfe leisten.
  • Erfahrung im Solo-Tauchen gibt bei zufällig zusammengestellten Buddy-Teams (z.B. im Urlaub) zusätzliche Sicherheit.
  • Für den Fall, dass ein Buddy-Gespann Unterwasser getrennt wird, ist Solo-Taucherfahrung Gold wert.
  • Wer Unterwasser arbeitet (z.B. Unterwasserfotografen, Unterwasserfischer) profitiert enorm vom Solo-Tauchen.
  • Solo-Tauchgänge bieten absolute Selbstständigkeit, Freiheit und Eigenverantwortung.
  • Wer nur für sich allein taucht, kann auch später nicht für einen Tauchunfall seines Buddys verantwortlich gemacht werden.
  • Wer Unterwasser Rekorde aufstellen möchte (z.B. Tiefenrekorde) erreicht das meistens nur bei einem Solo-Tauchgang.

Was spricht gegen Solo-Tauchgänge?

Grundsätzlich sollten nur sehr erfahrene Taucher allein tauchen gehen. Immerhin belegen die Statistiken, dass rund 57 Prozent aller tödlichen Tauchunfälle passieren, wenn sich Tauch-Buddys bewusst trennen oder sich während des Tauchgangs verlieren. Allgemein ist das Risiko beim Solo-Tauchen trotz hoher Erfahrung und guter Ausbildung dennoch höher.

Erstens werden leichter Grenzen überschritten. Zweitens fehlt im Notfall ein helfender Taucher direkt in unmittelbarer Nähe. Ein weiteres Argument gegen das Solo-Tauchen ist die Beschränktheit von Tauchspots und Tauchaktivitäten im Vergleich zum Buddy-Tauchsystem. So etwa ist das Solo-Tauchen nicht für das Tauchen an besonders gefährlichen Orten wie Höhlen oder Wracks geeignet. Ebenfalls berücksichtigen solltest du die Kosten und die zusätzlich notwendige Fitness.

Immerhin musst du auf deinen Tauchgang redundante Ausrüstung für den Notfall mitnehmen. Unter dem Strich steht damit ein Fazit: Solo-Tauchen ist längst kein No-Go mehr. Es sollte allerdings ausschließlich erfahrenen Tauchern vorbehalten bleiben, die ihr Risiko in spezifischen Situationen und Umgebungen sehr genau und eigenverantwortlich abschätzen können.