Sicherheit auf Safari-Schiffen

Nachdem in der Vergangenheit Schiffsunglücke von Tauchsafari-Schiffen im Roten Meer, aber auch in anderen Tauch-Destinationen für Schlagzeilen gesorgt haben, möchten wir uns mit diesem Thema beschäftigen.

Der Autor war als Reiseveranstalter selbst von einem Schiffsunglück im Roten Meer im Oktober 2022 betroffen und hat dies zum Anlass genommen, eine internationale Initiative „Sicherheit auf Safari-Schiffen“ ins Leben zu rufen.

Der Schiffsunfall

Am 31. Oktober 2022 kam es nachts gegen 00:30 Uhr zum Aufprall eines in voller Fahrt befindlichen Tauchsafari-Schiffs mit 22 Tauchgästen und 10 Crew-Mitgliedern an Bord, in deren Folge das Schiff leck schlug. Schnell hatte das Schiff Schlagseite und lief voll Wasser, trieb aber aufgrund der Holz-Konstruktion manövrierunfähig an der Oberfläche. Im Verlauf dieses Unglücks offenbarten sich vielerlei Schwächen im Ablauf der Rettungsmaßnahmen, die sowohl organisatorischen als auch Material-bedingten Ursprungs waren. 6 Personen wurden leicht bis mittelschwer verletzt, alle Reisegäste verloren den größten Teil des Reisegepäcks sowie zum Teil Dokumente, Bargeld, Papiere und elektronische Geräte, wie z. B. Mobil-Telefone.

Abgesehen von den materiellen Verlusten haben möglicherweise gesundheitliche Einschränkungen und die traumatischen Erlebnisse noch lange Zeit nach einem solchen Unfall Nachwirkungen.

Die Inititiative

Die Arbeitsgruppe Sicherheit auf Safari-Schiffen wurde von Martin Schlifski nach Anregung der betroffenen Reisegäste und unter Einbeziehung der bei diesem Unfall gemachten Erfahrungen im November 2022 ins Leben gerufen und insbesondere während der Messe Boot in Düsseldorf im Januar 2023 konkretisiert. Mehr als 30 Tauchreiseveranstalter, viele internationale Schiffsbetreiber und Flotten-Inhaber, mehrere Ausbildungs-Organisationen (u. a. SSI, PADI, Aquamed und DAN) sowie die Presse, allen voran Armin Süß vom taucher.net bekundeten Interesse, hieran mitzuarbeiten und die Sicherheit auf Safari-Schiffen zu verbessern.

Konkret entstand daraus eine Gruppe mit 7 Mitgliedern aus den Bereichen Tauchpresse (taucher.net und Magazin Divemaster), Tauchmedizin (Aquamed), Ausbildungsorganisationen (NASDS) sowie Reiseveranstalter (ADTO).

Seitdem hat es mehrere Zusammenkünfte gegeben und es wurden nach und nach mehrere Experten, sowohl aus dem Versicherungswesen, dem Bereich Schiffs-Zertifizierungen und Rettungsmittel und zuletzt auch aus der Wissenschaft, hinzugezogen.

In Arbeitsgruppen werden u.a. Checklisten für Schiffsbetreiber und Reiseveranstalter erstellt, der Ist-Zustand sowie die Verfahren für ägyptische Safari-Schiffe ermittelt sowie aktuelle Zwischenfälle analysiert.

Mittlerweile ist das Thema Gegenstand einer wissenschaftlichen Bachelor-Arbeit, die voraussichtlich im 4. Quartal 2023 fertiggestellt wird.

Über die weiteren Ergebnisse der Initiative werden wir auch zukünftig berichten.

Natürlich ist das Thema Sicherheit in erster Linie in der Verantwortung des Schiffs-Betreibers und der Schiffscrew. Dem deutschen Reiseveranstalter obliegt die Auswahl des örtlichen Leistungsträgers sowie die Kontrolle und Überwachung der angebotenen Reiseleistungen. Aber auch der Reisegast kann selber einige Dinge beachten:

Auswahl des Reiseveranstalters und des Tauchsafari-Schiffs

Ein Reiseveranstalter hat die Verpflichtung, die angebotenen Leistungen sorgfältig auszuwählen und beispielsweise Sicherheits-Standards regelmäßig zu überprüfen oder ggf. Leistungen aus dem Programm zu nehmen, wenn sie nicht gewissen Mindest-Standards genügen. Darum sagen mittlerweile auch immer mehr Reiseveranstalter: Diese Schiffe buchen wir nicht oder nicht mehr.

Achtung Falle: Man sollte nicht ins Internet ausweichen, um Geld zu sparen und möglichst billige Tauchreisen zu bekommen.

Online-Buchungs-Portale für Liveaboards oder direkte Buchungsmöglichkeiten bei Schiffen umgehen häufig das strenge europäische Reiserecht und schließen jegliche Haftung und Verantwortung für die angebotenen Leistungen aus. Hier kann ein Blick in die veröffentlichten Allgemeinen Geschäftsbedingungen Klarheit bringen und vor Problemen im Falle des Falles schützen. Unser Tipp: Aus Sicherheitsgründen Tauchsafaris nur bei richtigen Reiseveranstaltern buchen, die dem europäischen/deutschen Reiserecht unterliegen. Eine Auswahl dieser Reiseveranstalter sind im ADTO (Association of diving tour operators) zusammengeschlossen und auf deren Homepage zu finden.

Eigenes Verhalten an Bord:

Die eigenen Papiere und Wertsachen kann man häufig in einer Sicherheits- oder Dry-Box deponieren. Diese wird im Falle eines Unfalls als Erstes von der Schiffs-Crew gesichert. Unser Tipp daher: Dieses Angebot unbedingt nutzen!

Weitere besonders wichtige Dinge wie Mobiltelefon mit Ladegerät, Geldbörse, sonstige Papiere und Reisedokumente, Auto- und Hausschlüssel aber auch notwendige Medikamente sollten unbedingt in einer wasserdichten Tasche verpackt griffbereit sein, damit diese im Evakuierungs-Fall ohne Zeitverzug mitgenommen werden kann.

Überprüfen der Funktionsfähigkeit von Schwimmwesten und Rettungswegen: Notausgänge sind z. T. verschlossen oder blockiert (manchmal sogar durch Gepäck der Reisenden, welches diese unbedacht davor abstellen) und Rettungswesten passen nicht oder haben marode Gurte oder abgebrochene Schnallen. Solche „kleinen“ Miss-Stände können selbst erkannt und – ggf. vor Abfahrt des Schiffes mit Hilfe der Schiffscrew – abgestellt werden.

Jeder Reisegast sollte alle möglichen Rettungswege aus der eigenen Kabine kennen und sich so eingeprägt haben, dass sie auch im Dunkeln und bei Ausfall der Beleuchtung gefunden werden können.

Fazit:

Die Sicherheit auf Tauch-Schiffen im Ausland ist zumeist nicht automatisch mit den aus Deutschland bekannten und gewohnten Sicherheits-Standards vergleichbar.

Daher sollte sich jeder Reisende verantwortungsbewusst mit diesem Thema auseinandersetzen, seine Buchungs-Partner sorgfältig auswählen und während der Tauch-Safari aktiv an den Sicherheits-Unterweisungen teilnehmen sowie durch eigenes Verhalten zur Sicherheit beitragen.

Schon wenige kleine Maßnahmen können die Auswirkungen eines Schiffsunglücks erheblich reduzieren und damit für einen unbeschwerteren Aufenthalt an Bord sorgen.