Unterkühlung beim Tauchen – Potenziell tödlich oder alles halb so wild?

Was gibt es schöneres, als ins kühle Nass abzutauchen und dabei faszinierende Welten zu erkunden? Kühles Nass ist dabei ein gutes Stichwort, denn kaum ein anderes Medium entzieht unserem Körper so schnell Wärme wie Wasser. Nicht umsonst gehört der Neoprenanzug zum Tauchen dazu wie die Pressluftflasche zum Atmen. Trotzdem erleiden jeden Tag etliche Wassersportler beim Tauchen eine Unterkühlung – manchmal leider mit tödlichen Folgen. Aber wie gefährlich ist eine Unterkühlung wirklich?

Was ist eine Unterkühlung?

Unser Körper hat eine Durchschnittstemperatur von ca. 37 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur funktionieren die Stoffwechselprozesse am besten. Steigt die Körpertemperatur zu stark an (Hyperthermie) oder sinkt sie zu stark ab (Hypothermie) gerät der Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht.

Aus diesem Grund versucht der Organismus über einen Regelmechanismus, die Temperatur in Kopf und Rumpf für die wichtigsten Organe konstant zu halten. Von einer Unterkühlung spricht man bereits dann, wenn die Körpertemperatur auf unter 35 Grad Celsius absinkt. Das passiert im Wasser besonders schnell, da Wasser gerade im Vergleich zum Medium Luft eine deutlich höhere Wärmeleitfähigkeit hat.

Eine Unterkühlung droht langfristig in jedem Gewässer, das kälter als die durchschnittliche Körpertemperatur ist. Kurz zusammengefasst: Also in jedem Gewässer und bei jedem Tauchgang. Das Wissen um die Gefahr einer Unterkühlung beim Tauchen ist daher genauso wichtig wie der passende Kälteschutz.

Die drei Phasen der Unterkühlung

Phase 1: Abwehrphase

In der ersten Phase sinkt die Körpertemperatur auf unter 35 Grad Celsius ab und kann im Kern auf bis zu 32 Grad Celsius reduzieren. Der Körper versucht in dieser Phase, dem Wärmeverlust durch aktive Muskelarbeit wie z.B. Zittern entgegenzuwirken. Je weiter die Körpertemperatur absinkt, desto eher geht der Organismus dazu über, das Blut aus den Extremitäten abzuziehen. Das wiederum schränkt bereits deine Handlungsfähigkeit beim Tauchen deutlich ein. Bemerkst du solche Symptome wie ein Erkalten und abnehmendes Gefühl in den Extremitäten, ist es höchste Zeit zum Auftauchen.

Achtung: Wer vor dem Tauchen Alkohol trinkt, stört den Wärmeregulationsmechanismus. Infolge der gesteigerten Hautdurchblutung sinkt die Körperkerntemperatur noch schneller ab. Damit kann der Verlauf zu Phase 2 und drei der Unterkühlung wesentlich schneller gehen.

Phase 2: Erschöpfungsphase

Sobald die Körpertemperatur 32 Grad Celsius unterschreitet, tritt die sogenannte Erschöpfungsphase ein. Infolgedessen kommt es zu einem abnehmenden Schmerzempfinden und einem Absinken des Pulses. Zudem hört das Muskelzittern auf und geht schleichend in eine Muskelstarre über, die dich in deinen Bewegungen einschränkt. Auch das Bewusstsein beginnt sich einzutrüben. An dieser Stelle wird das Tauchen lebensgefährlich. Der Tauchgang muss an dieser Stelle beendet werden. Auch als Tauchbuddy solltest du unbedingt auf derartige Anzeichen bei deinem Tauchbuddy achten.

Phase 3: Lähmungsphase

In der dritten Phase der Unterkühlung besteht zu jeder Zeit akute Lebensgefahr. Die Lähmungsphase tritt etwa ab einer Unterschreitung der Körperkerntemperatur von 28 Grad Celsius ein. Hier ist nicht mehr nur die Bewegungsfähigkeit massiv eingeschränkt. Auch treten Bewusstlosigkeit und Herzstillstand ein, was ohne das unmittelbare Einleiten von Gegenmaßnahmen in jedem Fall zum Tod führt.

Unterschätzte Gefahr nach dem Auftauchen

Dass du dich bei Symptomen einer Unterkühlung aus dem Wasser begibst, ist essenziell. Aber auch an der Oberfläche ist die Gefahr nach dem Tauchen noch nicht vollständig gebannt. Die Hintergrund ist einfach erklärt: Hat sich der Kreislauf beim Tauchen infolge einer Unterkühlung zentralisiert, ist das Blut in den Extremitäten kälter als im Körperkern.

Nach dem Tauchen muss zunächst verhindert werden, dass das kalte Blut in den warmen Körperkern gelangt, da dies zum sogenannten reflektorischen Herzstillstand führen kann. Oberste Maxime nach dem Tauchen ist es also, den Rumpf z.B. durch Decken warmzuhalten und durch Heizkissen und Wärmflaschen eine langsame Erwärmung herbeizuführen.

Auf keinen Fall etwa sollten die Extremitäten mittels warmem Wasser aufgewärmt oder hochgelagert werden. Um diese Gefahr zu umgehen, solltest du vor allem eines tun: eine Unterkühlung beim Tauchen tunlichst vermeiden. Am besten geht das mit einem temperaturangepassten Neoprenanzug, dem Verzicht auf Alkohol vor dem Tauchen und frühzeitigem Auftauchen bei ersten Anzeichen von Frieren.