Scootern im Winter

Eine Geschichte von der großen Liebe zu dem, was wir tun

Gemütlich sitze ich im Sessel in meiner Küche. Es ist der vierte Advent, Sonntagvormittag. Während ich mich über meinen heißen Kaffee freue, dämmert es draußen. Ein Blick aus dem Fenster verrät kaltes Dezemberwetter. Minus fünf Grad, alles ist von Rauhreif überzogen. Der Himmel wirkt grau und der eiskalte Dezemberwind pfeift am Fenster vorbei. Schnell trinke ich den letzten Schluck meines Kaffees aus und schlüpfe in Straßenklamotten. Dann verlasse ich die Wohnung in Richtung Garage: Denn während es sich heute viele Andere auf dem Sofa gemütlich machen und vor dem kalten Winterwetter verkriechen, gehen wir tauchen. Ein kleiner Haufen Verrückter GUEler hat sich heute in Panheel verabredet, um zu Scootern. Bei Minus fünft Grad und Winterwind.

Bereits völlig verfroren und mit kalten Händen lade ich mein Doppelgerät in den Kofferraum und schraube Wing und Backplate zusammen. Ich nehme meinen Trocki von der Kleiderstange und zucke innerlich zusammen: Das Wasser vom letzten Tauchgang vor zwei Tagen ist keinesfalls getrocknet, sondern einfach zu Eis gefroren. Gott sei dank fahren wir ein Stück, so kann der DUI noch etwas auftauen… Ich begutachte kurz das Loch des Auslassventils, welches ich vor zwei Tagen aufgrund eines Defekts ausgebaut habe. „Na dann schauen wir mal, ob wir heute vielleicht den anderen beim Tauchen zuschauen müssen“ denke ich. Denn bislang konnte ich leider noch kein Ersatzventil montieren. Aber ein Freund von mir hat noch eins liegen, welches er mir mit zum See bringt. Sollte also alles passen. Hoffe ich. Ich lasse die Kofferraumklappe des Caddys zuschnappen und mache mich auf zum See.

In den Niederlanden angekommen, warten meine Freunde bereits auf dem großen Parkplatz: Im Windschatten, mit Mütze, Schal und dicker Jacke. Wir sind die einzigen Tauchgäste dort. Zwei aus unserer Gruppe heute sind GUEler aus den Niederlanden. Sie kennen den See wie ihre Westentasche und haben sich angeboten, mit uns heute eine Sightseeing-Tour zu fahren. Kurz quatschen wir, dann beginnt das Gerödel. Während alle flux in ihre dicken Unterziehklamotten und den Trocki springen, habe ich ein wenig bedenken: Denn schließlich hat mein Trocki an der Stelle, an welcher normalerweise ein Auslassventil sitzt, noch ein großes Loch. Mein Freund Chris beruhigt mich: „Ach alles kein Problem, zeig mal her!“ Schnell zaubert er das mitgebrachte Ersatzventil aus seinem Auto und bereits eine Minute später ist das Ventil verschraubt. „Jetzt muss es nur noch dicht sein“ scherzt er. „Welch ein Segen, dass wir alle einheitliches Standartequipment tauchen.“, denke ich. Und dass es bei uns in der Community eine Selbstverständlichkeit ist, einander zu helfen, wenn man kann. Ich schlüpfe in Unterzieher und Trocki, bevor er mir seinen zweiten Scooter reicht: „Top, jetzt kannst du doch mit uns gemeinsam frieren!“ Erleichtert und glücklich, heute nicht aussetzen zu müssen, tapern wir zum Wasser. Der Scooter liegt schwer auf meiner Schulter und ich muss auf jeden Schritt aufpassen, denn der Weg und das Ufer verfriert an den Kanten bereits. Nachdem ich den SUEX im flachen Wasser abgelegt habe, schnell wieder ans Auto und ins Gerät. Ich schlüpfe in die klobigen Trockentauchhandschuhe, checke meine Ventile und sammle Flossen und Maske zusammen, bevor wir uns alle gemeinsam auf den Weg ins Wasser machen.

Als die dünn angefrorenen Steine unter meinen Füßen knistern überlege ich kurz, ob wir nicht wirklich etwas verrückt sind. Uns bei 5 Grad Wassertemperatur für eine Stunde weitgehend regungslos hinter einen Scooter zu hängen. Der Gedanke, dass das Wasser jetzt immerhin wärmer ist als die Umgebungsluft, tröstet mich etwas. Gewissenhaft checken wir all unser Equipment und nach allgemeinem „OK“ geht es los. Das Gas zischt aus meinem Inflator und das eiskalte Wasser umspült mein Gesicht. Kurzer Hirnfrost setzt ein: Warum mache ich das eigentlich?!

Ich schüttle mich zurecht. Richte mein Equipment.  Stelle den Scooter an. Alle geben sich ein OK Signal mit ihren Lampen, dann fahren wir los. Ich schaue mich um.

Alles wird ruhig, nur dass Blubbern meiner Ausatemluft und das beruhigende Brummen der Scooter ist zu hören. Der See ist klar, wir haben ihn komplett für uns. Eine ausladende Mondlandschaft tut sich vor uns auf, wie ein Ausflug in eine andere Welt. Wie Laserschwerter scheinen unsere Lampen durch das klare Wasser, als wir schwerelos durch die Dreidimensionalität düsen. Während ich etwas mehr Isolationsgas in meinen Anzug puste, macht sich ein Lächeln auf meinem kalten Gesicht breit und ich denke zutiefst glücklich: Ich liebe es einfach wirklich sehr.

 

Falls auch du ein Scooter Abenteuer erleben möchtest, bieten unsere Top Dive Fachhändler Kurse sowie Scooter Verleih für dich an. Interesse? Hier gelangst du zu unseren Fachhändlern in deiner Nähe.