Tiere unter Wasser streicheln – Okay oder absolutes Nogo?

Der wohl größte Reiz beim Tauchen besteht für die meisten leidenschaftlichen Taucher in den einmaligen Begegnungen mit den Unterwasserbewohnern. Dabei ist die Versuchung groß, mit der Flora und Fauna auf Tuchfühlung zu gehen. Eine Frage schwebt hier im Raum: Ist es in Ordnung Unterwasserlebewesen zu streicheln oder ist das keine gute Idee? Wir haben für dich die Antwort.

Die Unterwasserwelt – Faszinierend und empfindlich

Für uns Menschen ist all das, was unter der Wasserlinie liegt, ebenso fremd wie faszinierend. Beim Tauchen erkunden wir einen Lebensraum, in dem alles anders zu sein scheint als an der Oberfläche. Kein Wunder, immerhin herrschen hier neben gefühlter Schwerelosigkeit auch völlig andere Druck- und Lichtverhältnisse. Das Ergebnis sind teils magische bis bizarre Tiere und Pflanzen.

Angefangen von bunten Kalksteinkorallen über majestätische Großfische und filigrane Rifffische bis hin zu feingliedrigen Langusten und Wasserspinnen bleibt hier keine Spielart der Natur offen. Während so manches Tier bereits durch dein Äußeres zur Vorsicht beim Tauchen ermahnt, laden andere Lebewesen zum Streicheln ein. Aber Achtung: Viele Meeresbewohner sehen nicht nur fragil aus, sondern sind auch wirklich empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen.

Das Meer ist kein Streichelzoo

Immer wieder sehen wir Aufnahmen von Tauchern, die beim Tauchen Wale streicheln, Krebse in die Hand nehmen oder gar Kugelfische berühren, um diese zu einer in ihren Augen lustigen Abwehrreaktion zu bringen. Lies den letzten Satz nochmal. Er enthält im Grunde genommen drei Eskalationsstufen der Berührungen von Tieren beim Tauchen. Einen riesigen Wal juckt es nun wirklich wenig, wenn ein kleiner Mensch ihn beim Tauchen berührt. Bei einem Krebs, den du als „großes Tier“ beim Tauchen einfach so aus seiner Umgebung hebst, sieht das bereits völlig anders.

Und darüber, bei einem potenziellen Beutetier wie einem Kugelfisch, mit voller Absicht einen Abwehrreflex zu triggern, müssen wir gar nicht erst sprechen. Versuche einmal einen Perspektivwechsel. Wie würdest du dich fühlen, wenn dich ein Wesen aus einer anderen Welt, das in der Regel auch noch wesentlich größer ist, als du, ungefragt anfasst und dir Angst macht? Mach dir einfach ein paar Gedanken dazu.

Berührungen können gefährlich sein

Vergegenwärtige dir, dass die Unterwasserwelt ein höchstempfindliches Ökosystem mit etlichen Jäger-Beute-Beziehungen ist, die du höchstwahrscheinlich bei weitem nicht alle kennst. Wer mit den Händen beim Tauchen alles berührt, kann hier etwa nicht nur Korallen oder andere Tiere schädigen. Viele Taucher bringen sich durch ihr Verhalten auch selbst in Gefahr.

Viele Lebewesen sind unter Wasser in einem latenten Verteidigungsmodus. Berührst du sie oder kommst du ihnen zu nahe, können oder wollen sie nicht zwischen einem Touristen wie dir und einem potenziell tödlichen Räuber unterscheiden. Das bedeutet: Sie schalten bei Berührungen oder Annäherung in den Verteidigungsmodus.

Die Bandbreite reicht von einem schmerzhaften Biss bis zu einem potenziell lebensgefährlichen Stich. Ob nun ein Stachelrochen, der seinen Stachel nach oben reißt, eine Schildkröte, die zuschnappt, oder eine Kegelschnecke, die dir ihren potenziell tödlichen Giftstachel entgegenschießt. Die Gefahr spielt immer mit, wenn du Tiere beim Tauchen berührst.

Eine Frage des Respekts beim Tauchen

Spätestens nach den letzten Absätzen sollte für dich klar sein, wie du dich beim Tauchen unter Wasser verhalten solltest. Anschauen und genießen – ja. Anfassen oder gar jagen, um lustige Bilder und Videos zu machen – nein. Das Anfassen von Tieren beim Tauchen ist genauso ein Nogo, wie beim Besuch eines Museums alle Exponate anzufassen.

Es ist alles eine Frage des Respekts gegenüber anderen Lebewesen. Darüber hinaus wendest du beim berührungslosen Tauchen Schaden von dir und der Unterwasserwelt ab. Nicht umsonst sind Handschuhe bei vielen Tauchtrips und Tauchsafaris nicht nur verpönt, sondern auch tatsächlich untersagt. Immerhin senkt die Schutzschicht aus Neopren die Hemmschwelle, Dinge unter Wasser anzufassen.