Kaltwassertauchen und Eistauchen

Fluss in der Winterlandschaft

Wie schnell kann es passieren, dass man bei einem Tauchgang etwas tiefer geht oder der Tauchpartner in oder sogar unter die Sprungschicht absackt?

Sogar im Hochsommer ist es so, dass die Temperatur bereits unter der 1. Sprungschicht schnell unter 16 Grad sinkt. Ab einer Wassertemperatur von 10 Grad Celsius sprechen Fachleute von Kaltwassertauchen. Dieser Sachverhalt stellt besondere Anforderungen sowohl an die Ausrüstung als auch an den Taucher. Hier sind es zum einen die einfachen Fakten, wie dass man aufgrund des dickeren Neoprenanzugs mehr Blei zum Abtauchen benötigt, zum anderen geht es aber auch um elementar lebensnotwenige Sachverhalte.

Welche Anforderungen sollte die Ausrüstung erfüllen?

Generell sollte die technische Ausrüstung auf Kaltwassertauchgänge ausgelegt sein. So empfiehlt es sich, wenn Du häufiger in kalten Gewässern tauchst, über die Anschaffung eines Trockentauchanzugs nachzudenken. Es dürfen nur Atemregler verwendet werden, die für Tauchgänge in kaltem Wasser geeignet und geprüft sind. Dies erkennst Du z.B. an einer eingravierten kleinen Schneeflocke auf der 2. Stufe des Atemreglers. Atemregler, die auf der zweiten Stufe mit „>10°C“ gekennzeichnet sind, dürfen nicht verwendet werden. Du solltest möglichst mit zwei getrennt absperrbaren ersten Atemreglerstufen tauchen. In einigen Gewässern wird eine redundante Atemreglerkonfiguration sogar ganzjährig verlangt. Es gibt Atemregler mit zusätzlichem Vereisungsschutz, die empfehlenswert sind, da ein vereister Regler Lebensgefahr bedeutet. Lass Dich am besten von Deinem Top Dive Fachhändler beraten, wie Du Dein vorhandenes Tauchequipment ergänzt, um für Kaltwassertauchgänge bestens ausgerüstet zu sein. Beim Tauchen gilt die Devise, dass Sicherheit immer an erster Stelle steht, und darauf solltet ihr unbedingt achten.

Eistauchen und die Besonderheiten

Eistauchen ist ein ganz besonderes Vergnügen. Hier offenbaren sich dem Taucher gleich ganz neue Aussichten. Es ist eine Zauberwelt unter dem Eis, die mit jener Welt über dem Wasser nichts gemein hat – aber sie birgt auch ihre Tücken.

Man muss sich erstmal, ähnlich wie bei Höhlen- oder Wracktauchgängen, mit dem Gedanken anfreunden nicht jederzeit auftauchen zu können. Wenn man dies aber kann, ist es ein einmaliges und vor allem unvergessliches Erlebnis.

Beim Eistauchen gelten aber auch ganz besondere Verhaltensregeln, die hier unbedingt Beachtung finden sollten, sei es bei der Technik als auch bei den Anforderungen an den Taucher.

Welche Technik ist empfehlenswert?

Wenn man im Winter ins eisige Tauchvergnügen absteigen möchte, sollten die Tauchgeräte, vor allem die Atemregler, zuvor in möglichst warmer Umgebung gelagert und auch dort montiert werden. Liegt die Lufttemperatur unter der Wassertemperatur, solltet ihr erst unter der Wasseroberfläche mit der Atmung beginnen. Dies beugt ebenfalls dem Vereisen der Regler vor.

Welche Auswirkungen hat die Kälte auf den Körper?

Kälte löst beim Taucher im Körper eine Reihe von Veränderungen aus. Der Körper setzt mehr Stresshormone frei, wodurch die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen und der Stoffwechsel dadurch zunächst erstmal aktiviert wird. Aber nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche ist von dem eisigen Tauchvorhaben betroffen. Kälte zusammen mit Dunkelheit und schlechter Sicht machen den Taucher anfälliger für Stress, Panik und Orientierungsverlust. So steigt selbstverständlich auch das Risiko eines Tiefenrauschs.

Es ist wichtig, die Wassertemperatur bereits in der Tauchgangsplanung zu berücksichtigen. Nur so kann die optimale Länge des Tauchgangs bemessen und möglichen Risiken vorgebeugt werden. Denn schon bei kleinen Anzeichen wie dem bekannten Kältezittern tritt bereits leichte Unterkühlung ein; der Tauchgang sollte abgebrochen werden. Das Zittern hat die Aufgabe durch Muskelaktivität Wärme zu produzieren, was aber gleichzeitig auch einen höheren Sauerstoffverbrauch anregt, so dass die Atmung ebenfalls beschleunigt wird. In dieser Situation steigt die Wahrscheinlichkeit wieder, dass der Atemregler vereist.

Damit der Wärmeverlust im Körper reduziert wird, verengen sich die Blutgefäße in der Haut und in den Gliedmaßen. Kann der Körper die weitere Auskühlung nicht verhindern, hören das Zittern sowie das Kälteempfinden auf, die Blutgefäße weiten sich wieder aus und das Herz schlägt langsamer. Die Konsequenz ist, dass der Blutdruck abfällt. Die Unterkühlung schreitet weiter voran, die Reaktionen werden langsamer und es kann ein Zustand der Verwirrung eintreten. Nun ist schnelles Handeln wichtig, denn schreitet der Wärmeverlust weiter voran, drohen Bewusstlosigkeit und Herzstillstand.

Was tun im Ernstfall?

Schwere Unterkühlungen sind ein Fall für den Rettungsdienst. Daher sollte man auch seine Tauchpartner und Kollegen gut nach den Tauchgängen beobachten. Sollten eventuelle Anzeichen oder psychische Auffälligkeiten auftreten, bitte sofort fachkundige Hilfe rufen.

Wenn ihr einen zweiten Tauchgang im kalten Wasser plant, sollte dieser nur nach gründlichem Aufwärmen im Trockenen mit trockener Kleidung geschehen. Die Oberflächenpause sollte so lange gewählt werden, dass man Zeit hat sich richtig aufzuwärmen. Auf keinen Fall sollte man frierend ein zweites Mal abtauchen, dann lieber auf das Vergnügen verzichten und zu einem anderen Zeitpunkt nachholen.

Zum Glück sind Tauchunfälle im kalten Gewässer selten

Glücklicherweise sind Tauchunfälle im kalten Gewässer eine Seltenheit. Viele Taucher, die regelmäßig diesem Genuss frönen, sind diese Bedingungen gewohnt und haben auch ihre Ausrüstung dementsprechend zusammengestellt.

Wenn ihr die Risiken immer im Hinterkopf haltet und die passende Ausrüstung dabeihabt, steht eurem eisigen Tauchvergnügen in die zauberhafte Unterwasserwelt nichts im Wege.