Tarierung ist kein Kinderspiel. Hier ist Übung und Ehrgeiz gefragt!
Jeder kennt es. Man geht tauchen an einem beliebten Tauchspot, z.B. hier in Deutschland der Sundhäuser See, und die Sicht ist eher mittelmäßig bis schlecht und Fischlein sind auch kaum zu sehen.
Da wundert sich doch manch einer. Denn als man nicht Samstag, sondern Montag oder nicht mittags/nachmittags, sondern früh morgens dort tauchen ging, war die Sicht gut und die Fische ließen sich auch blicken. Ganz zu schweigen als man vor 10 Jahren dort tauchen ging, da war noch einiges anders!
Daraus lässt sich schnell nur eine Schlussfolgerung ziehen: es sind wir selbst, die Taucher, die die Sicht vermiesen, die Fische verschrecken und den ökologischen Lebensraum Unterwasser gefährden. Und nicht nur im See, fast überall, wo man Tauchen geht, gibt es dieses Problem. Aber warum eigentlich? Es sind gewiss nicht nur lauter Anfänger unterwegs. Man sollte es doch besser wissen. Wieso also wird es von den meisten Tauchern einfach akzeptiert?
Nun, ein Großteil der Taucher akzeptiert es, weil einem meist gar nicht selbst bewusst ist, dass man Ursprung des Problems ist. Auch wenn man ein sehr erfahrener Taucher ist, heißt das nicht gleich, dass man perfekt tarieren kann und komplett auf die Welt um sich herum achtet und darauf, dass man auch wirklich nichts berührt oder aufwirbelt. Die meisten Taucher sind sich nicht bewusst, welches Ausmaß an Schaden sie anrichten, wenn sie schlecht tarieren. Vielen ist gar nicht bewusst, welchen Umfang und welche Länge sie in voller Montur haben. Und mit Länge meine ich nicht nur die Flossen, sondern auch die Wirbel, die durch die Flossen im Wasser verursacht werden. Man sieht es bei anderen Tauchern und bei sich selbst registriert man es aber nicht.
Wenn ich zum Beispiel Tarierungskurse gebe, kann man dieses Problem sehr einfach beobachten und genau sehen, dass sich die meisten nicht bewusst sind, was sie in voller Montur bewirken und berühren können.
Bei dem Kurs müssen meine Schüler als Übung durch Ringe in verschiedene Größen und verschiedenen Tiefen tauchen mit der Aufgabe den Ring nicht zu berühren. In fast 100% der Fälle stoßen sie als erstes mit der Flasche an die Oberkante der Ringe. Danach berühren ganz oft die Flossen die Ringe und zu guter Letzt schaukelt der Ring nach, aufgrund der Wirbel der Flosse.
Nach ein wenig Übung läuft das dann besser, wobei trotzdem meistens irgendein anderes Ausrüstungsteil die Ringe berührt und ganz viele bekommen das mit dem Flossenschlag nicht richtig hin.
Jeder Kursteilnehmer meint trotzdem, dass er die Übung geschafft hat, bloß weil er durch den Ring getaucht ist. Nichts ahnend oder nicht verstehend, dass dem nicht so ist.
Und so tauchen die meisten Taucher. Die Ausrede ist immer: ‚ich habe doch nichts angefasst‘.
Ja, das stimmt meistens, man hat nichts direkt angefasst, aber man hat trotzdem eine Menge berührt. Denn, nichts anfassen bedeutet nicht unbedingt, dass man ein guter, umweltbewusster Taucher ist.
Es gibt viel, worauf man achten muss. Man kann im Sündhäuser See vielleicht wenig kaputt machen, aber warum soll man die Sicht für sich selbst und so viele andere Taucher vermiesen? Und bedenkt, was ist, wenn es nicht der Sandboden ist, sondern Korallen oder empfindliche Teile an einem Wrack? Also ob nun in einem See, oder aber im Meer: Lebensräume können zerstört werden, Korallen kaputt gemacht und Sand und Dreck kann aufgewirbelt werden und man hat schlechte Sicht. Alles, was man beim Tauchen nicht haben möchte.
Aus Liebe zur Umwelt und für schöne Tauchgänge, möchte ich alle Taucher sehr darum bitten: Werdet euch eurer Größe inklusiv eurer gesamten Ausrüstung bewusst – vom Schnorchel über die Druckluftflasche bis zur Flossenspitze! Arbeitet an eurer Tarierung! Kontrolliert eure Flossen und befestigt eure Ausrüstung dicht am Körper! Taucht so, dass ihr jederzeit stoppen könnt, ohne die Tarierung zu verlieren! Mit Vortrieb – mit den Flossen – ist leicht zu tarieren, viel wichtiger ist aber die Tarierung ohne Einsatz der Flossen (also ohne Vortrieb). Seit euch gegenseitig behilflich und weist darauf hin, denn man selbst bekommt es vielleicht nicht immer mit.
Und zuletzt möchte ich euch eine ultimative Challenge stellen: taucht im Dive4life in Siegburg durch alle Attraktionen durch, ohne auch nur einmal was zu berühren. Am besten ihr geht in Buddy-Teams und einer schaut genau hin, während der andere taucht. Danach wird gewechselt. Nur wer das schafft, ist ein richtig guter Taucher!