Verfasser: Martin Schlifski
Dieser Beitrag stellt den krönenden Abschluss der Tauchlehrer-Ausbildung bei SSI vor: Die sogenannte Instructor-Evaluation.
Dieser in der deutschen Übersetzung auch Tauchlehrer-Prüfung genannten Veranstaltung fiebern die Kandidaten natürlich mit viel Spannung entgegen und daher möchte ich aus der Sicht eines Prüfers den Ablauf und die Besonderheiten dieser Evaluation vorstellen.
Der Autor ist Martin Schlifski, Tauchshop-Inhaber des Tauchertreff Dekostop Oldenburg und Bremen und SSI Instructor Certifier. In 30 Jahren als Tauchlehrer-Ausbilder hat Martin inzwischen mehrere 100 Tauchlehrer ausgebildet oder geprüft.
Zeitlicher Ablauf und Inhalt der Evaluation
Der Werdegang eines Tauchlehrers bei SSI beinhaltet als Höhepunkt den Instructor-Training-Course (ITC) und die anschließende Tauchlehrerprüfung, die sogenannte Instructor Evaluation (kurz IE).
Der Instructor Training Course dauert in der Regel zwischen 4 und 6 Tagen und meistens wird im direkten Anschluss daran die zweitägige IE abgehalten, so dass die im Training geübten und erlernten Verfahren und Anwendungen direkt anschließend von einem nicht am Ausbildungsprozess beteiligten Prüfer, dem Certifier evaluiert werden. Dadurch ist gewährleistet, dass mindestens 4 Augen, nämlich die des Instructor Trainers und des Certifiers an der gesamten Ausbildung beteiligt sind.
Nach erfolgreichem Abschluss erhält der Kandidat die Open-Water-Diver Zertifizierung und ist damit vollwertig ausgebildeter SSI-Instructor.
Die Elemente der Instructor-Evaluation sind eine theoretische Prüfung mit 100 Fragen, eine praktische Prüfung im Pool und eine weitere im Freiwasser sowie mindestens eine Lehrprobe im Unterrichtsraum plus einer mündlichen Prüfung.
Die SSI Standards sehen eine große Flexibilität im Ablauf vor, so dass der Prüfer unter Berücksichtigung der örtlichen Bedingungen sowie des zeitlichen Rahmens die Bestandteile optimal anpassen kann. Die meisten Prüfer bevorzugen nach einer persönlichen Kennenlern-Runde den theoretischen Test zu schreiben, da dieser für die meisten Kandidaten psychisch eine große Hürde darstellt. In der Regel wird dieser sofort ausgewertet und den Kandidaten zumindest das Ergebnis mitgeteilt. Eine detaillierte Nachbesprechung erfolgt meist erst am Ende der Evaluation.
Dies ist ohnehin eine Besonderheit der Prüfung: Die meisten Ergebnisse werden zwar bekanntgegeben aber erst am Ende konkret kommentiert und besprochen. Dieses geschieht zum einen aus Gründen des Zeitmanagements und um dem Prüfer, der die Kandidaten ja zumeist vorher gar nicht kennt, einen umfassenden Gesamteindruck von diesen zu verschaffen, damit er eine zutreffende Bewertung abgeben kann.
Die zumeist entscheidenden Prüfungsbestandteile sind die beiden praktischen Prüfungen im Pool sowie im Freiwasser, wo es in erster Linie auf die Sicherheit der Tauchschüler ankommt und natürlich darauf, dass unter Wasser klar und deutlich kommuniziert wird und der Instructor seiner Rolle als souveräner Tauchführer unter Wasser gerecht wird. Bei den praktischen Prüfungen wird auf korrekte Durchführung der Skills, also der Übungen, genauso geachtet wie auf den Einsatz von Assistenten unter Wasser.
Doch auch die Lehrprobe, die heute als Moderation und nicht wie früher als starrer Vortrag durchgeführt werden sollte, stellt einen wichtigen Punkt der Evaluation dar. Hier werden neben passendem Zeitmanagement insbesondere die fachlich richtige und im lockeren und zur Mitarbeit animierenden Stil gehaltene Präsentation gewünscht und bewertet. Natürlich achten die Prüfer ebenso darauf, dass eine moderne und auf Augenhöhe abgehaltene Unterrichts-Einheit den anspruchsvollen Tauchschüler als Zuhörer nicht nur mit dem nötigen Inhalt versorgt, sondern möglich so begeistert, das er/sie dazu animiert wird, den faszinierenden Tauchsport dauerhaft und langfristig auszuüben.
Die in der Regel abschließende mündliche Prüfung soll sowohl die Kenntnisse der Kandidaten über das Ausbildungssystem zeigen als auch das Gesamtbild des Prüflings abrunden.
Bei der SSI Tauchlehrer-Evaluation sind alle Bewertungsbögen und Kriterien bereits vorab im Ausbildungsprozess transparent und öffentlich vorgestellt und besprochen worden und werden den Kandidaten auch mit ihren Ausbildungsunterlagen zur Verfügung gestellt.
Zusammenfassung
Durch klare und transparente Anforderungen und objektive sowie international einheitliche Bewertungsmaßstäbe hat SSI in den letzten Jahren einen einzigartigen Standard in der Überprüfung von Tauchlehrern gesetzt.
Für die Ausbildungsorganisation und die gesamte Tauchbranche sind moderne Instuctoren natürlich extrem wichtig und wertvoll, da nur sie in der Lage sind, Menschen zu begeisterten Tauchern auszubilden und bei diesen den Wunsch nach intensiver Ausübung dieses Sports zu schaffen.
Denn nur mit neuen Tauchern, die sich unter Wasser sicher und wohl fühlen, kann die Tauchbranche wachsen und sich behaupten. Und damit hat dann auch der Tauchlehrer für weiterführende Kurse genauso begeisterte Schüler und Kursteilnehmer.
Über allem steht natürlich der Begriff der Sicherheit unter Wasser, denn erst diese führt dazu, dass Schüler zu Tauchern und dann zu begeisterten Multiplikatoren werden. … und später vielleicht selber zu neuen Instructoren…