Mein Weg zurück zum Tauchen

Ausnahmsweise das Fazit mal an erster Stelle: Der zweite Anlauf war einfacher als der Erste!

Es ist rund sechs Jahre her, da haben mein Mann und ich uns für einen Urlaub auf den Malediven entschieden, ohne groß darüber nachzudenken, wie wir uns in diesen zwei Wochen die Zeit vertreiben können. Nachdem wir uns etwas mit dieser Gegend der Erde beschäftigt haben, wurde zunehmend klar, dass das Tauchen in den Top 3 der „Unternehmungen vor Ort“  zu finden ist.  Wir schliefen noch ein paar Nächte drüber, aber uns konnte von der Idee nichts mehr abbringen. Gewiss waren ausschlaggebende Punkte die Unterwasserbilder von allen möglichen Arten von Meerestieren, den Riffen, den Wracks.

Dass wir keine Zeit im „Paradies“ verlieren würden und auch die Sprachbarriere kein Hindernis darstellt, haben wir uns über einen Open Water Diver- Kurs in unserer Nähe, in Saarbrücken, informiert, sind direkt beigetreten und bis heute diesem auch treu geblieben.

Je weiter wir in dieses Thema eingestiegen sind, desto mehr faszinierte es. Von der Anmeldung bis zur theoretischen Vorbereitung dauerte es nur Stunden. Wir absolvierten den Kurs digital über die SSI App. Nach erfolgreich bestandener Theorieprüfung war nun der Praxisteil im Schwimmbad an der Reihe. Hier wurden wir von unserem Dive-Instruktor langsam an das „Atmen unter Wasser“ herangeführt. Zugegebenermaßen muss ich erwähnen, dass es knapp eine Stunde gedauert hat, bis auch meine letzte Haarspitze unter Wasser war. Teil der ersten Übungsstunde waren die Basic Übungen wie beispielsweise die Taucherbrille unter Wasser „fluten“ und letztendlich ausziehen oder dein Tauch-Buddy verliert seine zweite Stufe.

Knapp vier Wochen später folgten die letzten zwei fehlenden Tauchgänge zum Abschluss des OWDs – im See. Dunkel, kalt, schlechte Sicht. Alles, was ein Warmwasser Taucher meidet (an diesem Tag wurde mir bewusst, dass ich dazugehöre). Am Ende dieses Tages durften wir uns OWD nennen und konnten uns auf unseren Urlaub freuen. Wir legten uns die komplette Ausrüstung, mit Ausnahme der Flasche, zu. Dazu gehörten der Nass- und Trockentauchanzug, aber auch nötiger „Schnickschnack“ wie Kamera, Kommunikationsbrett und Taschenlampe.

Mit knapp 30 Tauchgängen flogen wir wieder nach Hause und weitere Urlaube in verschiedenen Tauchergegenden folgten. Ebenfalls schließen wir weitere Specialty-Kurse, wie Nitrox oder auch Trockentauchen, ab.

Wichtig zu erwähnen ist hier, dass ich nie der entspannteste Taucher war. Eine „Grundanspannung“ war immer vorhanden; positiv als auch negativ. Unbegründete Ängste waren oftmals Begleiter bei unseren Tauchgängen. Wie bei allem legten sich diese, je mehr geübt wurde. Ganz verschwunden waren sie aber nie. Ich konnte mich nie voll und ganz auf die Schönheit unter Wasser konzentrieren. Eher auf: „Was ist, wenn meine Brille jetzt kaputt geht“, „was soll ich tun, wenn ich jetzt eine Panikattacke bekomme (meistens kam sie nach diesem Gedanken auch) oder auch „können wir 5 m höher gehen, da fühle ich mich wohler“.

Als Hilfe legte ich mir unzählige Fachbücher zu und meldete ich mich in verschiedenen Social Media Foren an, um mehr Tipps und Tricks aufzuschnappen.

Während unserer nächsten Reise erhielten wir die frohe Nachricht, Nachwuchs zu erwarten. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge cancelten wir alle geplanten Tauchausflüge. Das war für mich das letzte Mal, dass ich mich mit Tauchen beschäftigte und schloss mein Logbuch mit 46 Tauchgängen für 5 Jahre.

Die Urlaube kamen langsam wieder, aber etwas anders als vorher. Dennoch lockten die Weltmeere mehr als die Berge. Mein Mann, auch mit fünfjähriger Pause, wollte es nochmal mit dem Tauchen probieren und schloss sich einer kleinen Gruppe, im fernen Mauritius, an. Als er am gleichen Abend mir die Bilder des Tauchgangs sowie die gefundene Plastikflasche zeigte, wuchs in mir der Wunsch, es auch wieder zu versuchen. Noch an diesem Abend reservierte ich den Refresher Kurs in Deutschland.

Wieder angekommen in Deutschland, hatte mein Tauchlehrer auch schon die ersten Ideen parat, wie man mich wieder mit dem „Nass“ anfreunden könnte. In den vergangenen vier Jahren waren es meistens nur Kinderpools oder Badewannen mit einer Tiefe von 70 cm, die mich gesehen haben.

Vorschlag war, zuerst einmal nur zu schnorcheln, zusammen mit einem Apnoe-Taucher. Gesagt-getan, fünf Runden gemütlich ein und ausatmen (und dabei die Fließen zählen). Der Wunsch nach mehr war direkt spürbar. „Dann lassen wir jetzt mal den Schnorchel weg und tauchen so weit wie es geht“. Ende der Stunde brauchte ich für eine Bahn nicht mehr für Luft aufzutauchen. Es war ein überwältigendes Gefühl, wie sicher ich mich gefühlt habe.

Drei Tage später ging es zum Refresher-Kurs. Als es an diesem Morgen losging, war ich, anders als sonst, sehr ruhig – ob es an dem „Apnoe-Tauchen“ wenige Tage vorher gelegen hat? Der Refresher startete mit einem kurzen Theorieteil über die wichtigsten Faktoren beim Tauchen, wie Tarieren oder auch das Verhalten in einem Notfall, und wurde mit einem Tauchgang abgeschlossen. Hauptaugenmerk lag, auf meinen Wunsch hin, beim Maske ausziehen und ausblasen. Das erste Mal, nach sechs-jähriger Pause, tauchte ich mit freiem Kopf und war in der Lage, ganz ohne Angst (und ohne Wasser zu verschlucken) die Taucherbrille vollständig auf verschiedenen Ebenen auszuziehen. Mein ganz persönlicher Höhepunkt waren die fünf Minuten ganz ohne Brille zu tauchen. Nach keinem Tauchgang bin ich so glücklich aus dem Wasser gestiegen wie aus diesem (trotz Schwimmbad-Feeling und fehlenden Fischen). Dieses Gefühl hält bis heute an.

Fast zeitgleich haben wir den Specialty-Kurs Equipment absolviert und dürfen uns nun AOWD nennen. Der Termin zum Stress and Rescue ist schon datiert.

In Zukunft werden wir unsere Urlaube allerhöchster Wahrscheinlichkeit im Warmwassergebieten, mit dazugehöriger Tauchschule und Kinderbetreuung, erleben. Was dazu geführt hat, dass alle Ängste vollkommen verschwunden waren, und Übungen, die selten ohne „Zwischenfall“ funktioniert haben, weiß ich nicht. Ich persönlich glaube, dass ich aufgrund verschiedener Umstände in den sechs Jahren mich verändert habe, anders an Dinge heran gehe und die Vorbereitung langsam und nur auf mich zugeschnitten war. Ich weiß nun, dass ich bereit bin, die Weltmeere mit Flasche auf dem Rücken entdecken zu wollen. Zusammen mit meinem Mann, der mich unermüdlich unterstützt hat und natürlich auch mit unserem Sohn, der sich jetzt schon lieber im Wasser als auf Spielplätzen aufhält.