Marine Nacktschnecken

Eine der buntesten Sorte von Lebewesen Unterwasser sind wohl die Marine Nacktschnecken. Jeder Taucher sucht sie und wenn man welche findet ist die Freude groß. Aber wie viel wissen wir denn nun eigentlich über diese farbenfrohen Tiere?

Hier mal ein paar Grundfakten, damit ihr als Taucher genaustens Bescheid wisst, wenn ihr so ein kleines Tierchen Unterwasser findet.

Marine Nacktschnecken gehören zu dem sehr großen Stamm der Weichtiere (Mollusca). Es kann nur grob geschätzt werden, wie viele verschiedene Arten an Weichtieren es tatsächlich sind, aber wahrscheinlich über 100000. Das ist schon ganz schön viel und die Nacktschnecken sind hiervon mit über 9000 Arten in all unseren Meeren vertreten. In den tropischen Meeren sind die meisten Arten zuhause und bewohnen fast alle Biotope vom Flachwasser bis hin zu großen Tiefen. Aber sie sind auch in anderen Gewässern, ob kalt oder warm, zu finden.

Jeder Taucher, der schon mal Marine Nacktschnecken gesehen hat, weiß um ihre Farbvielfalt. Die meisten Schnecken sind prächtige, kleine und bunte Wesen. Sehr auffällig in den meisten Fällen. Was wir sehen können, sehen die Nacktschnecken jedoch nicht, da sie nur zu einer Hell-Dunkel-Wahrnehmung fähig sind.
Wieso sind sie also in den meisten Fällen so farbenfroh? Man geht davon aus, dass dies dazu dient ihre Fressfeinde zu warnen, abzuschrecken und Gefahr zu signalisieren. Doch in welcher Art und Weise die Farben und Muster die Nacktschnecken schützen ist bis heute noch unklar.

Ganz erstaunlich ist ein Phänomen, dass sich bei den Fleischfressenden Schnecken (die sich von Nesseltieren wie Quallen, Anemonen und Hydroiden ernähren) bei der Nahrungsaufnahme ergibt. Beim Verspeisen ihrer Nahrung, nehmen sie die Nesselkapseln der Opfer auf, die Gift enthalten. Dieses Gift passiert den Verdauungstrakt der Nacktschnecken und setzt sich in den Enden ihrer Körperanhängen ab. Hiermit kann sich eine bedrängte Nacktschnecke mit dem deponierten Gift ihrer Opfer gegen jegliche Feinde verteidigen. Oft kommt es auch vor, dass chemische Veränderung im Körper der Nacktschnecke vorgenommen werden, um die Giftigkeit noch zu steigern. Manchmal sogar um ein zehnfaches.

Wieso die Nacktschnecken sich anscheinend an dem Gift ihrer Opfer nicht stören und dieses auch noch weiter nutzen können ist bis heute noch rätselhaft. Aber es ist ganz klar, dass diese Eigenschaft der Nacktschnecken, fremdes von anderen Tieren aufzunehmen und zu nutzen, absolut einmalig im ganzen Tierreich ist!

Zu der oben beschriebenen besonderen Fähigkeit haben Nacktschnecken auch kaum Feinde im Riff. Auch wenn sie sie so auffällig sind, werden sie, wenn mal von einem Fisch in den Mund genommen, doch sehr schnell wieder ausgespuckt. Dies liegt wahrscheinlich an ihren Abwehrmechanismen, die sie quasi ungenießbar machen.

Grundsätzlich kennt man Schnecken und Nacktschnecken besonders von Überland. Wie können die Tierchen also unter Wasser atmen? Die meisten Nacktschnecken atmen über „adaptive“ Kiemen. Diese befinden sich in den meisten Fällen als gefiederte Büschel auf dem Rücken der Schnecken und umstehen die Afteröffnung. In der Regel sind diese prächtig gefärbt, reich verzweigt und in Form einer Rosette angeordnet.

Wie die Marine Nacktschnecken ihre Art weiter erhalten ist nicht so anders wie bei ihren Verwandten vom Land. Wie bei normalen Schnecken auch sind fast alle Marine Nacktschnecken Zwitter. Das heißt, dass jedes Tier männliche, sowie weibliche Fortpflanzungsorgane besitzt. Häufig findet die Paarung zwischen Schnecken sehr schnell statt, es gibt aber auch Fälle, bei denen es Stunden oder Tage dauern kann. Auch vielen Tauchern bekannt sind dann ihre Eiablagerungen, die wie „Unterwasserblumen“ aussehen.

Es gibt zwar viele Arten an Nacktschnecken und doch sieht man sie nicht immer. Nacktschnecken leben meist im Verborgenen und so muss man als Taucher sehr gut hinschauen, um sie zu finden und zu erkennen. Viele verstecken sich gut getarnt auf Algen, Schwämmen, Korallen und Seescheiden und ein großer Teil kommt erst nachts zum Vorschein und geht dann auf Nahrungssuche.

Wenn man bei seinem Tauchgang also auf die kleinen Tierchen stoßen möchte, orientiert man sich also am besten an Standorten im Riff, die reich an festsitzenden, wirbellosen Organismen sind und die als Fress-Substrate der Schnecken gelten (s. Weiter oben im Text).

Heutzutage werden immer noch neue Arten von Nacktschnecken entdeckt. Also, immer gut aufpassen beim Tauchen, vielleicht entdeckt ihr ja eine neue Art und bekommt sie eure Namen!

Wer mehr über Nacktschnecken oder andere tropische Tierarten wissen möchte, muss unbedingt dieses Buch anschaffen: „TIERE TROPISCHER KORALLENRIFFE“ von Dr. Harry Eberhardt und Christina Krimke.