Das „Binnenmeer“ Geiseltalsee
Der Geiseltalsee bei Mücheln in Sachsen Anhalt gilt derzeit als Deutschlands größter Tagebausee, in dem getaucht werden darf. Der See wird verkehrsgünstig über die Autobahn A38, AS Merseburg-Süd erreicht. Wenn wir auf einen der hölzernen Aussichtstürme von Braunsbedra oder Stöbnitz treten, so wird deutlich: Der See ist mit 18,42 qkm, 78 m Maximaltiefe und 41 km Uferlänge einfach nur riesig. Er entstand aus zwölf verschiedenen Kohle-Abbaufeldern mit 22 einzeln benannten Gruben ehemaliger Tagebaue und Tiefbaue, deren Grenzen heute überflutet sind. Die Wasserqualität ist sehr gut, weil allein Grundwasser und das aus Muschelkalkschichten entspringende Flüsschen Geisel den See speisen.
Die Tauchzonen im Geiseltalsee lassen sich grob in drei verschiedene Zonen unterteilen: Fast überall existiert eine kiesige Flachwasserzone mit grünen Armleuchteralgenwiese, höheren Wasserpflanzen, und den meisten Fischen. Daran schließt sich als zweites jene Tiefenzone an, in der wir über einem feinen Sediment ausgeleinte Kurse mit Plattformen in fünf, 10 und 20 Meter Tiefe, riesigen Baumstubben und allerlei Menschen-gemachte Tauchziele finden. Hier unten, tiefer als 15 Meter, leben meist nur Kaulbarsche. Ein sehenswerter Platz ist die Baustelle eines historischen Fachwerkhauses, die wir via Kabeltrommel, Baumwurzel und Werkbank erreichen. Es gibt ein ganzes Netz sinnvoller Tauchkurse.
In der Nähe der 20-Meter-Plattform liegt zwischen magischen Baumreihen das Stahlwrack PAULINE in 22 Meter Tiefe. Das Wrack ist nicht betonnt und muss per Kompass-Kurs gefunden werden. Im Grün des Sees wirkt das Wrack beinahe weiß wie ein Passagierdampfer. Das Wrack eines kleinen Stahlschiffes wurde am 28.10. 2017 versenkt. Der Name ist noch gut lesbar. Im Schiffsinneren lässt sich die Stahl-Konstruktion betrachten, Steuerrad und Ruderblatt sind ebenfalls vorhanden. Ein wundervolles Süßwassermotiv zum Fotografieren.
Der Rück-Kurs zum Ufer führt über die „Kristallwälder“. Dies meint kleine Nadelbäume, die über und über mit kleinen Dreissena-Muscheln bedeckt sind. Auf Grund von Tiefe und Kälte sind die Muscheln gar nicht mit Algen bewachsen, wir können die Zackenmuster der Schalen genau sehen und je nach Beleuchtung glitzern sie. In geringer Tiefe erreichen wir ein historisches Holz-Boot, welches beinahe wie ein geringfügig beschädigtes Rettungsboot der PAULINE wirkt.
Als ein drittes und ganz anderes Tauchziel dürfen die hohen unterseeischen Wälder mit ihren ausgewachsenen Bäumen gelten, die sich schon mal in plus-minus 40 m Tiefe befinden können. Diese Wälder sind zum Teil nur per Zodiac-Ausfahrt zu erreichen. Dabei wird wieder der „Beinahe-Meer-Charakter“ des großen Sees deutlich: man kann dabei schon richtig mit Wind und Seegang zu tun bekommen. Wenn der Wind auflandig auf bestimmte Ufer steht, kann das Wasser mit über einen Meter hohen Wellen branden. Der Geiseltalsee bietet für alle Erfahrungsstufen der persönlichen Tauchkünste und verschiedenste Geschmäcker hinsichtlich besonderer Unterwasserbilder sehr sehenswerte Tauchziele.
Am See haben sich in größtmöglicher Entfernung voneinander zwei kompetente Tauchbasen angesiedelt. Das Tauchcenter Geiseltal auf der Halbinsel Stöbnitz am Westende des Sees hat das beschriebene Wrack vor der Haustür und allerhand feste Unterkünfte zu bieten. Die Tauchbasis Geiseltalsee am Ostende des Gewässers bei Frankleben hat in Ufernähe „als Hausriff“ einen großen Wald, der in 11 m Tiefe beginnt. Beide Basen bieten Boots-Tauchausfahrten auf dem ganzen See an, so auch zum berühmten Kormoran-Wald.
Fotos und Text: Falk Wieland
Infos:
Die Basen-Webseiten:
https://www.adventure-dive-light.com
https://www.tauchbasis-geiseltalsee.de/
Alles über den Geiseltalsee und weitere Tauchseen Mitteldeutschland steht in dem Buch
TAUCHWELT MITTELDEUTSCHLAND
https://huebner-books.de/shop/taucherwelt-mitteldeutschland