Fotos und Text: Falk Wieland
Es ist sicher eine völlig individuelle Entscheidung, bei welcher Wassertemperatur die persönliche Tauchsaison beginnt. Im See starten die größeren, beobachtbaren Ereignisse mit der Laichzeit der Hechte im Februar und März. Um den Monatswechsel März zu April folgt die Krötenhochzeit und etwa Anfang Mai die Laichzeit der Barsche mit ihren markanten weißen Laichbändern.
In diesem Jahr 2020 sind die Kröten erst in den Ostertagen in die Steinbruchseen der Westlausitz eingewandert. Den markanten Lurchen ist die Wassertemperatur relativ gleichgültig; denn sie entscheiden nach der nächtlichen Lufttemperatur. Die Erdkröten beginnen den gefährlichen Weg zu ihren Laichgewässern und Kinderstuben erst dann, wenn die ersten Nächte durchgehend fünf Grad „warm“ und etwas regenfeucht sind. Die langen trockenen Nachfröste haben die Erdkröten außergewöhnlich spät loswandern lassen.
Erdkröten lassen sich in vielen unserer bekannten Westlausitzer Tauchseen beobachten. Wo ein Taucher einsteigen kann, da kommen auch Erdkröten hin. Dennoch ist es so, dass in den besonders steilwandigen, aus „Krötensicht“ schwierigen Seen mit wenigen Zugängen, wie etwa Haustein, Prelle und Sparmann, oft nur einzelne Krötenpaare gesichtet werden. Ein idealer „Krötenbeobachtungssee“ ist hingegen der Vogelberg in Kamenz. In diesem See verbergen sich garantiert die meisten der Krötenpaare in der unzugänglichen Schilfzone und in einem ufernahen Dickicht aus Binsen, Altholz und Tausendblatt.
Dennoch gibt es fern der Einstiege Uferzonen, vor denen man als Taucher in ein bis zwei Meter tiefem Wasser schweben und nach oben ins Ufer-nahe Pflanzen- und Altholz-Gewirr sehen kann. Dort, in der Peripherie des Laichgebietes, ist „alles“ zu sehen: verpaarte Kröten, die ihre Gelege als gallertige Doppelschnur mit schwarzen Punkten ausspannen. Aber auch einzelne „halbstarke Rambos“ von Krötenmännchen, die sich einmischen, weil sie keine Krötendame abbekommen haben.
Zur Krötenbeobachtung empfehlen sich Pressluftgerät und Schnorchel, da die Beobachtungen in Tiefen von 10 Zentimetern oder auch ein bis zwei Meter möglich sind und man jeweils auf die ruhigste Atemmethode wechseln sollte. Wer langsam an Laichgebiete heranschwimmt, wird beobachten, dass auch Wildenten von den flach dargebotenen „Eiweißen“ naschen und außerdem Hechte mittendrin stehen können. Da am Karfreitag noch kein Krötenlaich zu sehen war und erste Kröteneier ab Ostermontag im Wasser lagen, ist zu erwarten, dass wir vielleicht noch bis Anfang Mai Nachzügler sehen können.
Die Erdkröten haben nach wie vor ihre Geheimnisse: im Vogelberg sind viele laichende Kröten zu sehen, aber nachfolgend kaum Kaulquappen, in der Luise sind immer nur einzelne Kröten zu beobachten, aber da müssen „Massen“ laichen, wenn man später die Kaulquappen-Schwärme des Frühsommers sieht. Ein weiterer Kröten- und Kaulquappen-Hotspot ist der Teufelsberg bei Biehla.
Wenn die Tauchbasen der Westlausitz im Mai öffnen, kann man sich weiträumig auf Tauchfahrt begeben, um Erdkröten und ihre Nachkommen, oder die in diesem Jahr früh laichenden Barsche zu beobachten. Das Karussell des Lebens dreht sich weiter, die zu Ostern versprochene Auferstehung der nächsten Generation findet auch im Wasser statt.