Deep Diving: Tauchen am Limit

Letzter Check an der Oberfläche! Die Ausrüstung sitzt und die Tanks sind voll. Die beiden Taucher sehen sich in die Augen und geben sich gegenseitig das Ok-Zeichen! Sandra und Volker aus Hamburg haben sich lange auf diesen Tieftauchgang in einem deutschen Süßwassersee gefreut. Reine Freude? Respekt und Ehrfurcht vor dem ersten Tieftauchgang sind auch mit dabei. Nach dem Open Water Kurs in Thailand ist dem Pärchen klar, dass es noch viel zu entdecken gibt. Dass es neben dem Bunte-Fische-La-La- Land weitere Seiten des Tauchens gibt. Langsam lassen sich die Taucheinsteiger in die Tiefe gleiten. Die erste Sprungschicht läßt das Buddyteam erschauern. Das letzte Licht verabschiedet sich und es geht weiter nach unten in die dunkle Tiefe. „Beim Tieftauchen spürt man erst richtig, dass man in einer unbekannten Welt ist“ beschreibt Maggie Vorwerk vom Unterwasserladen in Kassel das Tauchen am Limit. Um einen herum wird es ruhiger und die Geräusche der ausgeatmeten Luft verändern sich! Man kann hellere Töne wahrnehmen und gleichzeitig weiß man, dass man aufpassen muss! Man spürt, wie das Blut durch den Körper strömt. Spannung und Aufregung zugleich. Tieftauchen stellt jeden Taucher vor eine absolut neue Herausforderung, nicht zuletzt in physischer und emotionaler Hinsicht. Ein Tieftauchgang sollte immer ein Ziel haben, z.B. bestimmte Fisch- oder Pflanzenarten oder das Erkunden eines Wracks. „Der absolut falsche Ansatz“, sagt Tauchlehrerin Angelika Väth von Gerusa aus Saarbrücken kopfschüttelnd, „ist, wenn ein Taucher einfach eine Tiefenzahl im Logbuch oder auf dem Computer zeigen will“. Um mit dem Tieftauchen zu starten, empfehlen die TOP DIVE Fachhändler zur Vorbereitung immer einen entsprechenden Spezialkurs, in dem man das richtige Verhalten in der Tiefe lernt. Seit über 40 Jahren spielt Scuba Schools International, kurz SSI, dabei eine bedeutende Rolle in der Tauchausbildung. Die TOP DIVE Gruppe, bestehend aus 10 Fachhändlern in Deutschland, bildet nach dem erprobten System von SSI aus. Der SSI Specialty „Deep Diving“ bereitet Neulinge auf dieses einzigartige Abenteuer vor. In diesem Spezialkurs lernt man, was es bei einem Tauchgang ab 18 m zu beachten gilt. „Der ein oder andere Taucher hat dieses Tiefenlimit sicherlich schon mehr oder minder unbeabsichtigt erreicht“ weiß Felix Kollschegg vom Taucher-Zentrum aus Hamburg, „es ersetzt aber keinesfalls eine solide Ausbildung.“ Beim Tieftauchspecialty lernt man im Buddyteam zu tauchen und Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Sinn der Sache ist auch, dass man mit dem Tauchpartner, aber ohne Guide oder Tauchlehrer tiefe Tauchgänge planen und durchführen kann und sicher wieder auftaucht. „Es geht nicht darum eine bestimmte Tiefe zu erreichen, sondern darum wie man anständig wieder nach oben kommt.“ meint Maggie Vorwerk vom Unterwasserladen in Kassel. Eine besondere Gefahr des Tieftauchens ist die Stickstoffnarkose. Erste Symptome einer Stickstoffnarkose sind ab einem Stickstoffpartialdruck im Gewebe von 3,2 bar zu erwarten, was einer Tauchtiefe von etwa 30 Metern entspricht. Ein Tiefenrausch hängt immer von der körperlichen Verfassung und aktuellem Zustand ab. Dabei spielen Alter, Anstrengung, Stress, Gesundheit, Medikamenten und Drogeneinfluss eine entscheidende Rolle. Daher können bereits ab einer Tiefe von 20 Metern Tiefenrauschsymptome auftreten. Typische Kennzeichen sind eingeschränktes Urteilsvermögen und verlangsamtes logisches Denken sowie Euphorie oder Angst, verändertes akustisches Empfinden, metallischer Geschmack im Mund und akustische Sinnestäuschungen. Sahra Narres von Dive4Life in Siegburg erlebte eine merkwürdige Situation beim Tauchen im Kreidesee Hemmoor. Bei einer Tiefe von etwa 35 Metern merkte sie, dass ihr ein wenig schwindelig wurde und sie die dunkle Umgebung als bedrohlich empfand. Auch die eigenen Atemgeräusche erschienen laut und unangenehm. Glücklicherweise war der erfahrenen Taucherin klar, dass sie einen Tiefenrausch hatte. Sie konnte ihrem Buddy mitteilen, wie es um sie stand. In einer flacheren Tiefe ging es Sahra Narres sofort besser und der Tauchgang konnte sicher beendet werden. Ihr Fazit: „Geholfen hat mir mein Wissen über Tieftauchgänge, mein Vertrauen in meine Ausrüstung und – ganz wichtig – mein Vertrauen in meinen Buddy.“ Maggie Vorwerk erlebt als Instructor häufig, dass Taucher mit Tiefenrausch nicht das befolgen, was gerade unter Wasser signalisiert wurde. Da hilft es nur, hinten an das Flaschenventil zu greifen und den Taucher langsam zu einer etwas flacheren Stelle zu bringen. Die TOP DIVE Fachhändlerin warnt auch vor übermässigem Alkoholkonsum am Vorabend. Das Thema Luftverbrauch spielt beim Tieftauchen eine besondere Rolle! Auf einer Tiefe von 10 Metern ist der Umgebungsdruck doppelt so hoch wie an der Oberfläche, nämlich 2 bar. Das bedeutet für den Luftverbrauch, dass der Atemregler die doppelte Menge Luft bei jedem Atemzug liefert. Dementsprechend verdoppelt sich der Luftverbrauch und halbiert sich die zur Verfügung stehende Luftmenge im Vergleich zur Oberfläche. Der Tieftauchspecialty vertieft ebenfalls die Bedeutung und die Berechnung der Nullzeitgrenzen. Einige Ausrüstungsgegenstände sind für das Tieftauchen unabdingbar und sollten von Anfang an bei jedem Taucher vorhanden sein. Dazu zählt ein gut ablesbarer Tauchcomputer für dunkle Tieftauchgänge. Idealerweise verfügt der Computer über eine Luftintegration. Für unentbehrlich hält Maggie Vorwerk auch eine Lampe, um auch in der Tiefe Farben zu sehen und mit dem Buddy kommunizieren zu können. „Boje und Spool gehören ebenfalls zum notwendigen Equipment“, meint Felix Kollschegg, Geschäftsführer im Taucher-Zentrum aus Hamburg, „da viele Tieftauchgänge mit einem Freiwasseraufstieg abschließen.“ Jeder TOP DIVE Fachhändler berät zur passenden und erforderlichen Ausrüstung. Tieftauchen ist immer Tauchen am Limit und bedeutet das Erforschen von neuen Grenzen. Mensch und Material stehen jedes Mal vor einer Herausforderung. Vielleicht lockt gerade deshalb diese Art des Tauchens jeden irgendwann nach unten!

Und wie tief gehst Du?