Auch Senioren können tauchen (lernen)

Beim Tauchen ist es wie mit der Dorfdisco: Wer zu jung ist, darf nicht rein ins verheißungsvolle Freizeitvergnügen – in diesem Fall das Wasser für den Tauchkurs. Zu alt ist man hingegen nie, um tauchen zu lernen oder nach einer langen Pause wieder damit anzufangen. Gesundheit, körperliche Fitness und auch der Kopf müssen allerdings mitmachen. 

An alle Menschen jenseits der 60, die damit zu den Senioren zählen: Ihr dürft kommen! Los, jetzt, ab ins Wasser, Tauchen lernen und glücklich sein! Denn nach oben gibt’s keine Altersgrenze, sofern es die Kandidaten am Türsteher (Tauchmediziner) vorbeigeschafft haben und sich locker zur Musik bewegen können, um im Disco-Bild zu bleiben. Heißt beim Tauchen: Sie können theoretisch 99 Jahre alt, wenn sie zum ersten Mal unter Wasser atmen. Vorausgesetzt, sie sind gesund und körperlich und geistig mindestens genauso jung, wie sie sich in der scheinbaren Schwerelosigkeit der Unterwasserwelt fühlen werden. Also höchstens 45. Ach was, 30. Tauchen macht und hält ja jung.

Senioren können tauchen (lernen) – und sollten diesem wunderbaren Sport unbedingt eine Chance geben. Wichtig ist jedoch, auf den Körper zu hören. Am besten spitzt zunächst einmal ein Arzt seine Ohren und legt die Untersuchungsgerätschaften bereit. Er klärt bei einer Tauchtauglichkeitsuntersuchung ab, ob sich das morgendliche Ziehen in der Hüfte von Tante Ingeborg oder die täglich einzunehmende Tablettenkollektion von Opa Engelbert dem Tauchsport wie ein Türsteher in den Weg stellen. Oder ob es sich um kleinere Beschwerden handelt, so dass es losgehen kann. Wer im Alter (wieder) mit dem Tauchen anfängt, sollte sich also unbedingt vorher durchchecken lassen.

Muskeln verdünnisieren sich zugunsten von Fettpölsterchen

Körperliche Fitness ist die eine Sache – selbst für trainierte Mittzwanziger ist eine heftige Strömung im Meer schon eine echte Strampelei, als Senior, dessen Muskeln sich zugunsten von Fettreserven verdünnisieren, kann schon eine Zehn-Meter-Strecke wie ein Ultramarathon wirken. Auch der Kopf muss mitspielen. Synapsen arbeiten im Alter langsamer und lassen sich Zeit, bis das Gehirn einen Reiz aufgenommen und dann den Handlungsbefehl weitergeleitet hat. Und es wäre ja deutlich gesünder, wenn’s nicht schon rasant in die Tiefe ginge, bis das Hirn erkennt und funkt: „Huch, eine Abwärtsströmung! Hand, nimm den Inflator und pumpe lieber mal Luft ins Jacket!“

Senioren haben ein höheres Risiko einer Dekompressionserkrankung. Das liegt unter anderem am veränderten Muskel-Fett-Verhältnis, an träge gewordenen Geweben, an einer möglicherweise latenten Dehydrierung. Also: Konservativer tauchen und das Ganze gemütlicher angehen. Dann kann man diesen großartigen Sport viel besser genießen. Auch mit 88 Jahren. Die Flaschen können einem ja die Enkelkinder zum Wasser schleppen.

cku